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Woher kommen wir und wer sind wir eigentlich – als Verein, als Fans oder Mitglieder des SV Darmstadt 98? Diesen Fragen gehen die Archivare und Vereinsschreiber, Jürgen Koch und Thomas Spengler, in ihrem dreiteiligen Gastbeitrag für den Lilienblog nach. Am Anfang stehen ein Ausflug in die Biologie und eine Prinzessin. Außerdem wird erklärt, wieso sich der Verein bei seiner Gründung nicht ins amtliche Vereinsregister eintragen lassen konnte.

Die DNA des SV Darmstadt 1898 e.V.

Von Jürgen Koch und Thomas Spengler

Was hat denn bitte Desoxyribonukleinsäure mit dem SV 98 zu tun? Desoxyribonukleinsäure wird mit DNA abgekürzt und ist laut Wikipedia als chemischer „Träger der Erbinformation, also die materielle Basis der Gene“ definiert, wobei das „Erbgut eines Lebewesens  die Gesamtheit der materiellen Träger der vererbbaren Informationen einer Zelle“ darstellt. Im vorliegenden Beitrag geht es aber nicht um Biochemie, sondern um den SV Darmstadt 98. Wir verwenden hier die Abkürzung DNA vielmehr im übertragenen Sinne als Bild für die Wesensmerkmale und ursprünglichen Eigenschaften unseres Sportvereins, die sich seit dessen Gründung bis in die aktuelle Zeit erhalten haben. Es geht also um die Fragen, woher wir kommen und wer wir eigentlich sind.

Die Frage nach der Geburtsstunde

Im ‚Sport sprechen wir häufig von einer sogenannten Geburtsstunde, zum Beispiel von der Geburtsstunde einer Sieges- oder Niederlagenserie, eines Auf- oder Abstiegs oder einer markanten Änderung innerhalb des Vereins. Diese Metapher ist oft diskussionswürdig, weil es für jeden dieser Anlässe ein anderes, passendes Datum geben kann. Die Gründung eines Vereins hat im Gegensatz dazu immer ein konkretes Datum. Hier beginnt alles. Es ist, bildlich gesprochen, wie bei einer echten Geburt: Es gibt einen Geburtstag. Dieser Tag wird mit einer formalen Handlung fixiert, hier mit dem Tag des Beschlusses der ersten Mitgliederversammlung, die den Verein ins Leben ruft und ihm einen Namen gibt.

Nebenbei bemerkt kommt es nicht auf das Datum des Eintrags in das amtliche Vereinsregister an. Vor dem Jahr 1900 gab es kein amtliches Vereinsregister und viele unterschiedliche regionale Regelungen, wie Vereine sich in der Gemeinde anzumelden hatten. Erst mit Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) am 1.1.1900 gab es reichsweite formelle Regelungen für Satzungen und Vereinsregister. Zur gleichen Zeit gründete sich der DFB und regelte für seine ihm angeschlossenen Vereine die Zulassungen, Formalia und die Wettbewerbe sowie die Spielregeln.

Am Anfang war Prinzessin Alice

Aber kommen wir zurück zur Geburtsstunde und damit zu unserem Verein. Um beim Bild der Geburt zu bleiben, so gehört die Zeit der Schwangerschaft natürlich dazu. Also müssen wir vor dem Geburtstag, dem 22. Mai 1898 mit der Suche nach der DNA beginnen.

Mit ihr begann alles: Prinzessin Alice (Maud Mary) von Großbritannien und Irland wurde als zweite Tochter der britischen Königin Victoria und deren Gatten Albert von Sachsen-Coburg und Gotha am 25. April 1843 in London geboren. Prinzessin Alice heiratete am 1. Juli 1862 in Osborne House auf der Isle of White, das der Königsfamilie noch heute gehört, den späteren Großherzog Ludwig IV. von Hessen und bei Rhein.

Prinzessin Alice und Prinz Ludwig

Prinzessin Alice und Prinz Ludwig

Bald nach der Hochzeit siedelte das junge Paar nach Darmstadt um. Zu ihrem Gefolge gehörten Bedienstete sowie Soldaten und deren Familien, so dass sich bald eine englische Kolonie in Darmstadt ansiedelte. Die Engländer waren schon damals sportbegeistert und nicht zuletzt der Fußball zog sie in ihren Bann. Diese Sportbegeisterung teilte übrigens auch die junge Prinzessin und später ihr älterer Sohn, der nachmalige Großherzog Ernst-Ludwig, der diese „erbte“ und ein Förderer des SV 98 und seiner Vorgängervereine war.

(Im 2. Teil des Gastbeitrags geht es unter anderem um konservative Turner und „Fußlümmelei“ im Watzeviertel. Er folgt am Donnerstag)

 

Bildquellen

  • Alice_and_her_husband_Louis: Quelle: Wikipedia
  • deoxyribonucleic-acid-3171255_1920: Reimund Bertrams/Pixabay

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