Höhni und Honsi rennen um die Wette. Doch Schuh ist schneller und schnappt ihnen den Ball vor der Nase weg. Dimi beobachtet seine Jungs mit Genugtuung, während Wehle und Wurtzi am Rand plaudern. Beide dürfen nicht mitspielen. Wehle ist zu alt und Wurtzi hat Aua.
Nein, es handelt sich nicht um die Rückkehr der Teletubbies. Die Akteure der erfundenen, aber keineswegs unrealistischen Szene haben keine Antennen auf dem Kopf, sind nicht rundlich, sondern sportlich schlank und können im Gegensatz zu den Mutanten aus dem Kinderfernsehen auch ganze Sätze artikulieren – die meisten jedenfalls. Es handelt sich um erwachsene Männer, alle angestellt beim SV Darmstadt 98.
Wer schon einmal Fußball oder einen anderen Mannschaftssport betrieben hat, der weiß: Spitznamen sind oft unvermeidbar. Der Betroffene kann sich nicht dagegen wehren – egal wie albern der Name ist. Manchmal wird der Spitzname sogar bekannter als der eigentliche Name. Und manchmal kämpft der Betroffene viele Jahre lang gegen einen Namen, wie ein gewisser Lutscher, der einst Trainer bei den Lilien war.
Der Spitznamen-Baukasten
Die Bildung der Spitznamen folgt meistens gewissen Schemata. Am häufigsten: Man ersetzt die letzte Silbe des Vor- oder Nachnamens durch ein „i“. So wird aus Tobias Kempe der Tobi, aus Fabian Holland der Fabi oder aus Immanuel Höhn der Höhni. Ebenfalls beliebt, aber zumindest aktuell bei den Lilien etwas seltener: ein „e“ als letzte Silbe: Marcel Heller wird zu Helle, der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann zu Wehle.
Manchmal dürfen dabei auch mehrere Buchstaben verändert werden, wenn es der Einfachheit dient – zum Beispiel bei Strille für Florian Stritzel. Vereinfachung greift auch, wenn der Name einfach abgeschnitten wird: So wird aus Marvin Mehlem der Marv, aus Braydon Manu der Bray und aus Johannes Wurtz, wenn er nicht der Wurtzi ist, einfach nur der Jo.
Und schließlich gibt es noch das Kloppo-Prinzip, bei dem ein Vokal, meistens ein „o“ am Ende ergänzt wird – angewendet etwa bei Winterneuzugang Nicolai Rapp alias Rappo.
Locke (links) und Tobi (rechts) nehmen ihren Gegenspieler in die Zange
Platschi, Locke und Fatzke
Interessant wird es bei den Spielern, bei denen der Spitzname anders gebildet wird: So wird Yannick Stark wegen seiner Haare immer wieder Locke gerufen. Felix Platte teilweise Dzyuba (in Anlehnung an den russischen Nationalspieler Artem Dzyuba) oder auch mal Platschi. Und Stark nennt Mehlem manchmal liebevoll sogar Fatzke, wie der Lilienblog erfuhr.
Auffällig ist, dass die meisten Spieler mit ausländischen Namen keine Spitznamen bekannt sind – weder bei Victor Pálsson noch bei Serdar Dursun oder Dario Dumic. Dabei wäre es so einfach: Palle, Dursi und Dumi zum Beispiel …
Stil- und Geschmacksfrage
Wie man mit den Spitznamen in einer Mannschaft umgeht, ist eine Stil- und Geschmacksfrage – auch in anderen Mannschaften: Das Sommermärchen 2006 lebte von Klinsi, Schweini und Poldi. Selbst bei einem Weltverein wie Bayern München hatte lange der Uli das Sagen und jetzt der Kalle und der Olli. Spitznamen signalisieren Nähe, ermöglichen Identifikation. Das war übrigens auch bei den Lilien so: In den besten Zeiten sorgten Jego, Dodo und Toni für Euphorie am Böllenfalltor.
Eine komplette Liste der Spitznamen der aktuellen Lilien-Spieler gibt es hier.
Bildquellen
- SGD-SVD-2019-20-blog-0017: Arthur Schönbein
- SGD-SVD-2019-20-blog-0015: Arthur Schönbein