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Einwurf: Kalt erwischt, ausgerechnet jetzt

SV Darmstadt 98 Lilien-Fahne

SV Darmstadt 98, "Aus Tradition anders"

Acht Spiele ohne Niederlage, drei Siege hintereinander und Platz sieben in der Tabelle – die Lilien stehen gut da. Und nach den gegenseitigen Lobhudeleien der vergangenen Wochen schien die Vertragsverlängerung mit Trainer Dimitrios Grammozis nur noch Formsache. Pustekuchen.

„Keine irre lange Hängepartie“ hatte Präsident Rüdiger Fritsch Ende Januar beim Neujahrsempfang in der Trainerfrage versprochen. Einen Monat später ist die Hängepartie zumindest mit Grammozis vorbei. Aber wohl nicht so, wie gedacht. Denn das Scheitern der Gespräche kam überraschend, hatten doch Coach, Präsidium und Sportlicher Leiter zuletzt immer wieder demonstrative Zuversicht zur Schau getragen.

Kurz zuckten Beobachter, als Grammozis vergangene Woche bei der Frage nach dem Stand der Vertragsverlängerung erstmals öffentlich Zweifel andeutete. Es war nur ein kleiner, beiläufiger Nebensatz: „Wir haben jetzt Nürnberg im Blick. Alles andere wird sich ergeben – oder nicht.“

Wirtschaftliche Vernunft oder mangelndes Vertrauen?

Also „oder nicht“. Ist die Trennung nötig? Ja, sagen beide Seiten. Der Verein will kein finanzielles Risiko mit einem Vertrag über ein Jahr hinaus eingehen. Schließlich bezahlt man (juristisch völlig korrekt) Ex-Trainer Torsten Frings seit mehr als zwei Jahren fürs Nichtstun.

Skeptischer Blick auf Grammozis? Tom Eilers, Rüdiger Fritsch, Carsten Wehlmann (von links)

Grammozis sieht in der kurzen Vertragslaufzeit mangelndes Vertrauen der Verantwortlichen: Wenn man langfristig etwas aufbauen will und dem Trainer nur einen Einjahresvertrag anbietet, dann passt das nicht. Das ist nachvollziehbar.

Kaum ist der Verein nach längerer Zeit mal wieder in ruhigeres Fahrwasser gekommen, fährt er nun also zielsicher in den nächsten Sturm. In Grammozis verliert er einen Trainer, der die Mannschaft verjüngt hat und nach dem zuletzt unansehnlichen Destruktivfußball von Dirk Schuster wieder mehr Wert auf Spielkultur legt.

So beliebt wie sein Vorgänger mit Kult-Faktor war der in Wuppertal geborene Deutsch-Grieche jedoch nie. Und jetzt ist er auch noch ein „Lame Duck“, ein Trainer auf Abruf. Sein voller Fokus gelte nun den verbleibenden Spieltagen, die er mit der Mannschaft so erfolgreich wie möglich absolvieren möchte, verspricht Grammozis. Aber was soll er auch anderes sagen. Die Lilien haben mit der offenen Trainerfrage jetzt auf jeden Fall die nächste Hängepartie – zusätzlich zu dem guten Dutzend auslaufender Spielerverträge.

 

Bildquellen

  • FCN-SVD-2019-20-blog-004: Arthur Schönbein
  • Fahne_Lilien: Pixabay
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