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Zum Abschied: Eine Verbeugung vor Marcel Heller

Marcel Heller, SV Darmstadt 98 - SV Wehen

Marcel Heller, SV Darmstadt 98 - SV Wehen

Offiziell hat der SV Darmstadt 98 bislang nur den Abgang von Yannick Stark bestätigt. Aber Victor Pálsson sprach diese Woche aus, was der Lilienblog schon mehrfach berichtet hatte: Auch Marcel Heller wird den Verein zum Saisonende verlassen. Ein Rückblick auf eine wechselhafte Karriere. Und eine Verbeugung vor einem Mann, der die Geschichte der Lilien in den vergangenen Jahren geprägt hat. 

Der Flügelflitzer machte mit dem 17 Jahre alten Youngster, was er wollte. Am Ende besiegte Eintracht Frankfurt den FC Bayern München 2:1. Gut zehn Jahre ist das her. Der völlig überforderte Youngster war David Alaba, später einer der besten Außenverteidiger der Welt. Der Mann, der ihn schwindelig spielte, war Marcel Heller.

Die Karriere Hellers hatte verheißungsvoll begonnen, bekam später mehrere Dellen, bis er bei den Lilien noch einmal durchstartete. Im Alter von 19 Jahren holte ihn Eintracht Frankfurt von Drittligist Sportfreunde Siegen. Ein Spieler für die Zukunft, der behutsam aufgebaut werden sollte, erklärte der damalige Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen. Gleich im ersten Spiel wurde Heller eingewechselt. Wenige Wochen später debütierte er in der U21-Nationalmannschaft.

„Heller ist schneller“

Doch trotz guter Ansätze konnte er sich nicht in Frankfurt durchsetzen. In vier Jahren kam er gerade auf 34 Bundesliga-Einsätze und zwei Treffer. Auch eine Ausleihe nach Duisburg brachte ihn sportlich nicht weiter. Zur Saison 2011/12 wechselte er zu Dynamo Dresden in die Zweite Liga, wo er sich ebenfalls nicht durchsetzen konnte.

Schließlich ging es noch eine Liga tiefer. Heller heuerte bei Alemannia Aachen an. Doch auch dort lief es nicht. Der Verein musste Insolvenz anmelden. Als er im Sommer 2013 im Alter von 27 Jahren nach Darmstadt kam, galt Heller als gescheitertes Talent. Doch der damalige Lilien-Coach Dirk Schuster erkannte sein Potenzial.

Für Schusters Defensivtaktik mit langen Bällen und schnellen Kontern war Heller genau der richtige Mann. Trotz seines Laufstils, der ein wenig an Forrest Gump erinnert, kommt er auf eine enorme Geschwindigkeit. Die Darmstädter Punk-Band Decubitus widmete ihm sogar den Song: „Heller ist schneller“. Zitat: „Es ist kein Flugzeug und auch kein ICE – es ist der blaue Blitz vom Bölle“.

Zuletzt war Marcel Heller kein Stammspieler mehr

Heller stieg mit den Lilien zweimal auf, war in beiden Bundesliga-Spielzeiten Stammspieler. Nach dem Abstieg spielte er ein Jahr für den FC Augsburg. Dann lotste ihn Schuster, inzwischen wieder bei den Lilien, zurück ans Böllenfalltor. Unter Schuster und in der Anfangszeit unter Dimitrios Grammozis war Heller gesetzt. In der abgelaufenen Saison verlor er jedoch seinen Stammplatz. Insofern kommt es nicht überraschend, dass der 34-Jährige mit dem vermutlich teuersten Vertrag den Verein nun verlässt.

Keine einfache Saison für Marcel Heller – Foto: Florian Ulrich/Jan Huebner/Pool

In Heller verlieren die Lilien eines ihrer prägenden Gesichter der vergangenen Jahre. Marcel Heller konnte Fans und Trainer zur Verzweiflung bringen, wenn seine Flanken mal wieder hinter dem Tor landeten, er den falschen Laufweg wählte, sich in endlosen Reklamationen verlor oder seine Mitspieler nicht sah, weil er den Kopf nicht hochgenommen hatte – oder weil er einfach mal wieder zu schnell gewesen war.

Aber Heller konnte mit seinen Soli und Läufen auch begeistern. In der Spielzeit 2015/16, der ersten Bundesliga-Saison der Lilien seit 33 Jahren, erzielte er sechs Tore, darunter der Doppelpack im Auftaktspiel gegen Hannover 96.

Selbst in fortgeschrittenem Alter war er noch einer der schnellsten Spieler der 2. Liga. Und er war keiner, der sich versteckte. Auch wenn es nicht lief, stand er nach den Spielen geduldig Rede und Antwort. Wie es nun für ihn weitergeht, ist noch offen. Ein neuer Verein steht noch nicht fest. Aber die USA würden ihn reizen, hatte Heller bereits im Winter erklärt.

Bildquellen

  • Fussball 2. Bundesliga, SSV Jahn Regensburg – SV Darmstadt 98: Foto: Florian Ulrich/Jan Huebner/Pool
  • SD-SVWW-Heller-02: Arthur Schönbein
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