Nach sechs Jahren beim SV Darmstadt 98 zog Aytac Sulu im Winter 2019 weiter in die Türkei. Doch so richtig glücklich wurde er bei Samsunspor an der Schwarzmeerküste nicht. Zeitweise verlor er sogar ein wenig die Lust am Fußball. Diese Lust fand er dann bei Carl-Zeiss Jena wieder – obwohl er mit den Thüringern aus der 3. Liga abstieg. Wieso, verrät er im 2. Teil unseres dreiteiligen Interviews.
Aytac, Du hast vor ein paar Jahren mal in einem Interview gesagt, dass Du auch Trainer werden willst, weil Du die Bewegung brauchst, um nicht dick zu werden. Wie sieht es denn mit Deinem Kampfgewicht aktuell aus?
Aytac Sulu: Als ich aus der Türkei nach Jena kam, hatte ich ein schlechtes Kampfgewicht. Das waren andere Umstände in der Türkei. Da hatte ich ein wenig die Lust am Fußball verloren. Doch dieses halbe Jahr in Jena hat mir die Freude am Spielen und am Trainieren zurückgebracht. In der Corona-Pause habe ich auch noch mal viel Körperfett abgebaut. Seitdem habe ich mein Gewicht gehalten.
An was lag es, dass Du in der Türkei die Lust am Fußball verloren hast?
Aytac Sulu: Ich hatte Probleme mit der Mentalität, obwohl ich selber Türke bin. Und mit der Liga. Die Heimspiele in dem neuen Stadion in Samsunspor waren gut. Da waren die Bedingungen besser als am Anfang in Darmstadt. Auswärts war das anders. Da hat schon mal die Kloschüssel gefehlt oder der Duschkopf, und das Wasser war kalt oder rot. Und im Hintergrund sind viele kuriose Dinge gelaufen. Du spielst zwei Spiele, gewinnst zu Null, lässt keine Torchancen zu – und dann wird die Mannschaft im nächsten Spiel auf fünf Positionen verändert. Da habe ich irgendwann den Spaß verloren und nur noch das Standardprogramm abgespielt.
Würdest Du sagen, dass Du für den türkischen Fußball zu deutsch bist?
Aytac Sulu: Ich bin als Fußballer sicher mehr deutsch als türkisch, mit dem System und der Disziplin. Ich freue mich als Abwehrspieler, wenn ich einen Zweikampf gewinne – und nicht, wenn ich den Gegenspieler mit einem Beinschuss schlecht aussehen lasse. Und wahrscheinlich bin ich auch von meinem Lebensstil ziemlich deutsch. Ich hatte in meiner Jugend vielleicht ein oder zwei türkische Freunde in meinem Dorf. Ich bin hier einfach sehr gut integriert.
Jena ist für Aytac Sulu ein schlafender Riese
Und in Jena hast Du dann den Spaß wiedergefunden – trotz Abstieg?
Aytac Sulu: Wegen späten Vertragsauflösung in der Winterpause konnte ich mich nicht frühzeitig um einen neuen Verein kümmern. Jena ist auf mich zugekommen, hat mir vertraut und eine Führungsrolle gegeben. Letztlich war es für mich aber zu weit weg von zu Hause. Es ist schade um den tollen Verein. Man kann sogar Parallelen zu Darmstadt ziehen. Das ist auch ein schlafender Riese. Nur fehlen die finanzstarken Partner in der Hinterhand. Da ist es schwer.
In Teil 1 erzählt Aytac Sulu über seine Vereinssuche und den Plan B neben dem Fußball.
Bildquellen
- D98-FCU-003: Arthur Schönbein