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Nach der Absage der Partie beim VfL Osnabrück am Sonntag muss Markus Anfang improvisieren. Nach dem Vormittagstraining am Freitag sprach der Trainer des SV Darmstadt 98 über die Pläne für die kommenden Tage, die Personalsituation und die Unsicherheiten in Zeiten von Corona, in denen der Fußball auch nur ein Teil der Gesellschaft sei.

Herr Anfang, inzwischen ist das Spiel gegen Osnabrück abgesagt worden. Wie haben Sie und die Mannschaft das aufgenommen?

Markus Anfang: Wir haben uns auf das Spiel vorbereitet. Aber wir wussten natürlich, dass es auf der Kippe steht. Wir haben nun mal diese Regeln. Gesundheit steht über allem. Jetzt müssen wir versuchen, das Wochenende aufzufangen. In der Kürze der Zeit und im Saisonbetrieb ist es nicht möglich, einen Testspielgegner zu finden. Deswegen wir am Samstag und am Sonntag zwei intensive Einheiten fahren. Aber nun haben wir schon das zweite Wochenende hintereinander keinen Wettkampf. Das ist nicht optimal für uns.

Wie halten Sie jetzt die Spannung hoch – vor allem mental?

Markus Anfang: Das geht gar nicht. Du kannst die Trainingsleistung hochhalten. Aber jetzt auf einen Wettkampf hinzuarbeiten, ist nicht möglich. Wir müssen morgen einen Wettkampf nachstellen, ohne dass wir den Wettkampfgedanken im Kopf haben. Wir werden da auf jeden Fall versuchen, an die 90 Minuten heranzukommen, vielleicht auch ein bisschen mehr, weil wir ja mehr als 22 Spieler haben. Am Montag ist frei. Die Spannung werden wir dann wieder aufbauen, wenn wir uns nächste Woche ab Dienstag auf das kommende Heimspiel gegen St. Pauli vorbereiten.

Markus Anfang muss bei Lukas Mai auch mal die Reißleine ziehen

Wie sieht es personell aus?

Markus Anfang: Lasse (Lukas Mai) hat heute wieder mittrainiert. Er hatte aber gar keine Pause. Mal sehen, wie er die Belastung heute verträgt und ob er die dann auch morgen voll mitgehen muss. Bei Victor (Pálsson) ist es so, dass es einen Corona-Fall bei der isländischen Nationalmannschaft gab. Er ist gestern gelandet, wird gleich an einem Corona-Test teilnehmen, ist aber nicht bei der Mannschaft. Wenn alles normal ist, kann er morgen wieder zur Mannschaft stoßen. Aaron (Seydel) ist diese Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Ihm hat die Länderspielpause gutgetan. Er zeigt keinerlei Beschwerden. Hoffen wir, dass das so bleibt.

Ein paar Worte zu Lukas Mai. Merkt man, dass er von Bayern kommt?

Markus Anfang: Ich habe ihn gefragt, ob er nach den U21-Länderspielen vielleicht ein oder zwei Tage nach Dresden zu seiner Familie fahren möchte. Da war die Antwort: Nein, wir haben doch am Wochenende ein Spiel. Ich komme gleich zurück. Dann kann ich am nächsten Tag regenerieren und dann wieder ins Training einsteigen. Das klingt ein bisschen nach Bayern München, die auch in so einem engen Rhythmus getaktet sind und gar nicht darüber nachdenken zu regenerieren. Aber vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass er ein junger Kerl ist, der unbedingt nach vorne will. Da müssen wir halt mal die Reißleine ziehen und sehen, dass er eine Pause macht. Seine Entwicklung ist positiv. Ich warne nur davor, dass man das alles nach oben jubelt. Er wird sicher auch mal ein oder zwei Spiele haben, wo es nicht so gut läuft.

„Die Unsicherheit haben wir alle“

Gibt es denn Pläne, wie man in Darmstadt damit umgehen würde, wenn es einen Corona-Fall gäbe?

Markus Anfang: Das ist sehr hypothetisch und von Gesundheitsamt zu Gesundheitsamt verschieden. Man hat gesehen, dass in Kiel und in Nürnberg ein Fall war und die weiter trainieren. Bei uns ist es so, dass wir nach den Tests bis zur nächsten Einheit die Ergebnisse haben. Bei einem positiven Test würden wir den Betroffenen aus dem Trainingsbetrieb nehmen und die anderen könnten weitertrainieren. Aber auch da kommt es auf die Absprachen mit dem Gesundheitsamt an. Je mehr getestet wird, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass da mal ein positiver Fall dabei ist – auch wenn wir alle Maßnahmen ergreifen, um uns zu schützen. Aber es kann natürlich trotzdem passieren, dass man sich infiziert, ohne zu wissen, woher man es hat.

Und wie würden die Spieler in Quarantäne trainieren?

Markus Anfang: Man kann natürlich dafür sorgen, dass sie Fahrräder bekommen, um zu Hause zu radeln. Sie können Krafttraining machen. Aber das ersetzt natürlich alles kein fußballspezifisches Training. Homeoffice als Fußballer ist einfach nicht umzusetzen.

Wie gehen Sie mit der Ungewissheit in Zeiten steigender Corona-Infektionszahlen um?

Markus Anfang: So wie alle in dieser Gesellschaft. Wir sind ja nur ein Teil davon. Wir haben unsere Auflagen, an die wir uns halten. Ob das funktioniert, wissen wir nicht. Die Unsicherheit, dass wir nicht wissen, was auf uns zukommt, haben wir alle.

Bildquellen

  • FCN-SVD-2020-21-blog-026: Arthur Schönbein

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