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Dass der SV Darmstadt 98 beim 2:3 in Düsseldorf das bessere Team war, räumte sogar Fortuna-Coach Uwe Rösler ein: „Wir waren vielleicht nicht die beste Mannschaft, aber die mental stärkste.“ Und genau da liegt das Problem der Lilien.

Der Mannschaft gelingt es in dieser Saison nicht nur viel zu selten, ihre Überlegenheit in Zählbares umzusetzen. Durch individuelle Fehler bringt sie sich oft auch noch auf die Verliererstraße. Auch hier stellte Rösler treffend fest: „Wenn Du Darmstadt analysierst, weißt Du: Die schießen viele Tore, sie bekommen aber auch viele Tore.“

Mit Blick auf die Saison ist nahezu jedem Defensivspieler bei den Lilien schon ein Fehler unterlaufen, der zu einem Gegentor geführt hat. Dabei waren diese Spieler aber oft nur das letzte Glied in der Kette, die in der Offensive oder im Spielaufbau begann. Insofern ist es nur bedingt zielführend, hier einzelne Sündenböcke zu suchen.

Viel Zweitliga-Erfahrung beim SV Darmstadt 98

Auch die Klage über den vermeintlich schlecht besetzten Kader der Lilien trifft das Problem nicht. Im Wesentlichen handelt es sich um den Stamm, der vergangene Saison mit einer stabilen Defensive und mannschaftlicher Geschlossenheit Fünfter wurde. Einzig Lukas Mai hat als Innenverteidiger Dario Dumic ersetzt. Mai macht das mit seinen 20 Jahren trotz einiger Wackler wie beim 2:2 in Düsseldorf meist ordentlich. Nicht zu vergessen: Selbst der erfahrene Dumic hatte in der vergangenen Saison hin und wieder folgenschwer gepatzt.

Vor diesem Hintergrund greift aber auch der Verweis auf die junge Mannschaft nur bedingt. Bis auf den beim FC Bayern München wahrscheinlich am besten ausgebildeten Mai sind alle Stammspieler im besten Fußballeralter. Selbst der nächstjüngste Marvin Mehlem verfügt mit 23 Jahren bereits über die Erfahrung aus vier Profi-Jahren und rund 100 Zweitliga-Spielen. Aber Führungsspieler wie Tobias Kempe, Immanuel Höhn oder Fabian Holland sind vom Naturell eher ruhige Vertreter, die ihre Mitspieler nur bedingt mitreißen können.

Die Mannschaft muss Palsson ersetzen

Wirklich gut kann das vor allem Victor Palsson. Einer, der lautstark dirigiert, seine Mitspieler antreibt, selbst vorangeht und zur Not auch mal einen Gegenspieler abräumt, um ein Zeichen zu setzen. Doch in dieser Saison haben den Isländer die zahlreichen Abstellung zur Nationalmannschaft aus dem Rhythmus gebracht. Und letztlich haben sie ihm auch die Handverletzung beschert, die ihn nun wochenlang mattsetzt.

Auf die Rückkehr Palssons im neuen Jahr zu warten, ist sicher zu wenig. Mit Neuzugängen können die Lilien auch erst dann nachlegen, wenn Palsson voraussichtlich wieder fit ist. Und wie sich dabei ein neuer, zusätzlicher Leader auf das Mannschaftsgefüge auswirken wird, ist durchaus fraglich. Insofern ist die einzige kurzfristige Lösung, dass die Mannschaft sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht, und zwar mit mehr Aggressivität, Körpersprache und Lautstärke. Und da sind alle gefragt – schließlich ist genug Erfahrung vorhanden.

Bildquellen

  • OSN-SVD-2020-21-024: Arthur Schönbein

2 Kommentare

  • Tomausberlin sagt:

    Treffender Kommentar. Es braucht die kampfsau auf dem Platz, den „aggressive leader“. Und es muss jedem klar sein, dass diese 2. Liga eine wundertüte ist. Wer glaubt, dass es nach Platz 5 schon irgendwie geht, der liegt so was von falsch. Und das Alibi mit der jungen Mannschaft ist falsch und gefährlich . Bin sehr gespannt auf die restlichen Spiele 2020. Ich hoffe, mein Bauchgefühl ist komplett falsch…

    • Stephan Köhnlein sagt:

      Vielen Dank! Was das Bauchgefühl angeht, so gibt mir Hoffnung, dass die Mannschaft insgesamt meistens gut spielt. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Aber klar: Am Ende zählen die Punkte und nicht die Schönheit.

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