Christian Clemens spricht über die Gründe für seinen Wechsel zum SV Darmstadt 98 und erklärt die ungewöhnlich kurze Vertragslaufzeit. Bei den Lilien wolle er sich zurück ins Rampenlicht spielen. Eine faire Chance in Köln habe er dafür nicht bekommen, erklärt der 29-jährige Außenspieler. Der Lilienblog hat das erste Mediengespräch des Winterneuzugangs in Darmstadt in Stichpunkten zusammengefasst.
Die ersten Tage in Darmstadt
Es ging alles ziemlich schnell. Ich habe hier das Abschlusstraining gemacht. Dann ging es schon nach Heidenheim. Das Ergebnis dort war natürlich nicht schön. Aber für mich war es schön, mal wieder auf dem Platz zu stehen. Ich kannte hier schon fünf Spieler – Marcel Schuhen, Fabian Schnellhardt, Matthias Bader, Aaron Seydel und Felix Platte, außerdem das Trainerteam. Insofern war es für mich sehr einfach, hier Anschluss zu finden. Das sind alles super Jungs. Ich freue mich auf die nächsten Monate.
Heidenheim und Kiel
Wir haben in Heidenheim zweimal die Standards schlecht verteidigt. Die hatten wenig Chancen aus dem Spiel heraus, wir auch nicht. Es war eigentlich ein typisches 0:0-Spiel, aber am Ende haben wir 0:3 verloren. Gegen Kiel erwarte ich einiges. Es kommt uns ein bisschen gelegen, dass die auch versuchen, Fußball zu spielen. Der Trainer kennt den Spielstil. Das ist vielleicht ein kleiner Pluspunkt. Aber andersherum kennen die unseren Fußball auch. Ich glaube, das wird ein offener Schlagabtausch. Ich hoffe, dass es in meinem zweiten Spiel mit einem Sieg klappt.
Trainer Markus Anfang
Er hatte einen erheblichen Anteil an meinem Wechsel. Für mich zählt, in den kommenden vier Monaten so viel zu spielen wie möglich, wieder Fuß zu fassen und mich zurück ins Rampenlicht zu spielen. Da ich den Trainer kannte, war für mich ziemlich schnell klar, dass ich das hier in Angriff nehmen werde. Da muss ich mich an nichts großartig gewöhnen. Unter Anfang hatte ich auch mit meine beste Zeit beim FC.
Das System Anfang
Der Trainer will von uns, dass wir mutig sind, nach vorne spielen und Spaß an der Sache haben. Dass Fehler passieren können, ist klar. Aber das Herausgebolze von hinten ist auch schwierig. Darmstadt hat sich diese Saison viele Chancen herausgearbeitet. Dass wir defensiv nicht so gut stehen, hat man in Heidenheim gesehen. Daran müssen wir arbeiten. Aber wenn man diesem System Vertrauen schenkt, kann das meiner Meinung nach sehr erfolgreich sein.
Das Darmstadt-Trauma mit Anfang
So schließt sich der Kreis (lacht). Aber das spielt für mich keine Rolle. Für mich zählt jetzt, wieder höherklassig Fuß zu fassen. Eine faire Chance habe ich in Köln danach leider nicht bekommen. Ich habe die Vorbereitung gespielt, Tore geschossen. Der Trainer hat sich anders entschieden, jüngeren Spielern eine Chance gegeben. Das ist der Stil, den der FC im Moment fährt. Ich habe das akzeptiert, nie groß Stress gemacht und auch in der Regionalliga gespielt. Ich hätte ja auch sagen können: „Nö, leckt mich alle am Arsch.“ Ich will Fußball spielen. Hier versuche ich, die Freude am Spiel wiederzufinden.
(Erklärung: Im April 2019 verlor der 1. FC Köln 1:2 gegen Darmstadt. Clemens riss sich dabei das Kreuzband, Anfang wurde nach dem Spiel beurlaubt)
Die kurze Vertragsdauer bis Saisonende
Man muss die ganze Situation betrachten. Durch Corona haben die Vereine ein kleineres Budget. Ich hatte beim FC auch nur noch ein halbes Jahr Vertrag. Für mich war es wichtig, wieder zu spielen. Deswegen war für mich eine längere Laufzeit auch gar kein Thema. Die Zeit danach ist im Moment nicht so wichtig. Für mich zählt das Hier und Jetzt. Es war nicht so selbstverständlich von Darmstadt, jemandem die Chance geben, der eineinhalb Jahre quasi nicht mehr höherklassig gespielt hat. Deswegen bin ich dem Verein sehr dankbar und versuche, das Vertrauen zurückzuzahlen.
Der Typ Christian Clemens
Auf dem Spielfeld bin ich einer, der immer gewinnen will. Vielleicht nicht der lauteste, aber ich bin mir für nichts zu schade, egal ob offensiv oder defensiv. Außerhalb des Platzes bin ich eher der ruhigere Typ, sondern eher ein Familienmensch. Frau und Sohn bleiben aber erstmal in Köln. Aber das ist zum Glück ja auch kein Weg.
Bildquellen
- fch-svd-2020-21-blog-031: Arthur Schönbein
- fch-svd-2020-21-blog-035: Arthur Schönbein