Für den Baby-Jubel musste Phillip Tietz mehrere Anläufe nehmen. Beim Spiel gegen den Karlsruher SC nahm der Videoschiedsrichter seinen Treffer wegen Abseits zurück. Beim ersten Treffer gegen Ingolstadt fand er den Ball nicht schnell genug, wie er gesteht. Aber zum Glück traf er ja doppelt – jeweils einmal für seine Frau und sein Kind, das im Dezember zur Welt kommen soll.
Es lag nicht nur bei Tietz viel Erleichterung in den Toren beim furiosen 6:1 des SV Darmstadt 98 über Ingolstadt, nachdem die Mannschaft die ersten drei Saisonspiele verloren hatte. „Wir haben als Mannschaft richtig Gesicht gezeigt“, sagt der 24 Jahre alte Angreifer. „Wir hatten in den letzten Wochen eine Kacksituation mit den Quarantäne-Fällen. Aber das hat uns extrem zusammengeschweißt. Und das hat man auch in dem Spiel gesehen. Wir sind als Team richtig zusammengerückt.“
„Wir sind keine Maschinen“
Auch bei Tietz selbst war es in den ersten Spielen nicht so rund gelaufen. Dass es mit dem Bälle-Festmachen und dem Toreschießen mal nicht klappe, gehöre dazu. „Wir sind keine Maschinen“, sagt er. „Man darf sich davon nicht runterziehen lassen und den Kopf hängen lassen. Dann kommt der Rest von alleine.“
An der Umstellung von der 3. Liga, wo er zuletzt für Wehen Wiesbaden am Ball war, auf die deutlich schnellere 2. Liga lagen die Startprobleme aus seiner Sicht aber nicht. „Ich habe ja auch schon ein bisschen Zweitliga-Erfahrung sammeln können“, sagt Tietz, der unter Trainer Torsten Lieberknecht in Braunschweig in der Liga debütierte und auch für Paderborn und Wiesbaden Zweitliga-Spiele bestritt. „Eigentlich liegt mir die 2. Liga auch mehr als die 3. Liga, weil da der spielerische Fokus mehr zu sehen ist.“
Phillip Tietz statistisch vor Serdar Dursun – derzeit
Tietz profitiert dabei auch davon, dass die Lilien seit Jahren erstmals ernsthaft mit einer Doppelspitze auflaufen. Mit Sturmkollegen Luca Pfeiffer verstehe er sich nicht nur auf dem Platz sehr gut. Pfeiffer könne die Bälle mit seiner Körpergröße ganz stark behaupten. Er sei eher ein Wuseler, der vorne um die Kette herumlaufe und auch manche Wege nach hinten mache.
„Damit harmonieren wir super. Wir wissen, wie der andere tickt“, sagt Tietz. „Dass dann beide einen Doppelpack machen, ist natürlich extrem schön. Er hat sich genauso gefreut über meine beiden Tore wie ich mich über seine beiden Tore. Es hat einfach Spaß gemacht.“
Mit zwei Toren nach drei Spieltagen ist Tietz übrigens derzeit – ebenso wie Luca Pfeiffer – erfolgreicher als vor einem Jahr Serdar Dursun zu diesem Zeitpunkt (ein Treffer). Dursun wurde später Torschützenkönig, betonte mehrfach, wie sehr es ihn beflügele, dass er Vater werde. „Das wusste ich gar nicht“, sagt Tietz schmunzelnd. „Aber das ist ein gutes Omen – sagen wir es mal so.“
Bildquellen
- SVD-FCI-2021-22-blog-0031: Arthur Schönbein
- SVD-FCI-2021-22-blog-0032: Arthur Schönbein