Eine schwierige Vorbereitung, ein verkorkster Saisonstart und jetzt Platz eins – alles Mentalitätssache. Drei Dinge zeichnen die Mannschaft des SV Darmstadt 98 dabei derzeit besonders aus:
Teamgeist
Am Anfang klang es wie das Pfeifen im Walde: „Du wirst sehen: Wir werden so viel Energie aus der Scheiße ziehen“, prophezeite Keeper Marcel Schuhen Anfang August. Da war der SV Darmstadt 98 nach zwei Niederlagen in der Liga gerade im Pokal gegen Drittligist 1860 München ausgeschieden. Doch er behielt recht. Dass der schwere Start die Mannschaft zusammengeschweißt hat und ein ausgesprochen guter Teamgeist herrscht, ist kein Briefing der Medienabteilung für die Spieler. Es klingt quasi in jeder Äußerung durch und ist absolut glaubwürdig. Doppeltorschütze Luca Pfeiffer freute sich zuletzt vor allem über den Treffer von Braydon Manu gegen St. Pauli. Mit seinem Sturmkollegen Phillip Tietz wechselt er sich beim Toreschießen ohnehin ab. Kein Konkurrenzkampf. Mit jeweils elf Treffern liegen beide gleichauf in der Spitzengruppe der Torjägerliste. Und überhaupt stehe man auch nur so gut da, weil auch die Hintermannschaft so sicher sei.
Seriosität
Immer wieder spricht Trainer Torsten Lieberknecht von Seriosität. Gegen St. Pauli habe seine Mannschaft die Partie in der 2. Halbzeit mit der 4:0-Führung im Rücken „extrem seriös“ zu Ende gespielt. Routinier Tobias Kempe hob der Coach besonders hervor wegen seiner extremen Seriosität, mit der er die Rolle auf Doppelsechs neben Klaus Gjasula ausfülle, sich nicht für Drecksarbeit zu schade sei und damit ein Vorbild gerade für die jungen Spieler in der Defensive sei. Und auch Thomas Isherwood habe den Ball kurz vor Schluss beim Klären „ganz seriös“ fast aus dem Stadion geschossen. Wenn Spieler unseriös werden, nimmt sie Lieberknecht sich zur Seite – so wie Phillip Tietz beim 6:1 gegen Sandhausen. Da hatte der Angreifer nach einem Doppelpack zum Missfallen des Trainers versucht, anzufangen zu zaubern und ein paar Gelegenheiten leichtfertig ausgelassen. Bei der Auswechslung habe er Tietz gesagt: „Das brauchst du nicht, bleib seriös und spiel durch.“ Und die Reaktion? „Für die Einschätzung hat er sich bedankt“, sagte Lieberknecht.
Verrücktheit
Nun sind die Spieler des SV Darmstadt 98 derzeit aber alles andere als Kampfmaschinen, die die Spiele seriös und stur abspulen. Bestes Beispiel: Braydon Manu. Das „Überraschungspaket“ (O-Ton Manu) sorgte in den vergangenen Spielen für mächtig Durcheinander in den gegnerischen Abwehrreihen. Auch gegen St. Pauli sei der Flügelspieler „wie ein Derwisch“ (O-Ton Lieberknecht) über den Platz gewirbelt – oft in Missachtung der taktischen Vorgaben. „Das ist halt der Braydon. Der vergisst ab und zu auch mal, die Seite zu halten“, sagte der Coach milde lächelnd. Anderseits habe er so die Zuschauer und seine Mitspieler mitgerissen. „Er bringt ein unglaubliches Herz mit. Manchmal ist es zwar nicht das, was der Trainer vorgibt. Aber manchmal hilft es dann auch.“ Dabei schließen sich Seriosität auf der einen und Anarchie und Verrücktheit auf der anderen Seite nicht aus und können sogar in einem Spieler vereint sein. Damit sind wir wieder bei Tobias Kempe. Nach dessen Freistoßtor gegen Dresden aus über 25 Metern bescheinigte ihm Lieberknecht „diesen Schuss Genialität und diese Verrücktheit, so einen Ball in den Knick zu schlagen„.
Du willst die Spiele der Lilien live im TV sehen? Klicke hier bei unserem Partner Sky!
Bildquellen
- SVD-FCSP-2021-22-blog-046: Arthur Schönbein
- SVD-FCSP-2021-22-blog-042: Arthur Schönbein
- SVD-FCSP-2021-22-blog-010: Arthur Schönbein
- SVD-FCSP-2021-22-blog-026: Arthur Schönbein