Sandro Sirigu war von 2013 bis 2019 für den SV Darmstadt 98 am Ball. In dieser Zeit stieg er mit den Lilien von der 3. Liga bis in die Bundesliga auf. Im Sommer hat er seine Spielerkarriere beendet und ist zu seinem „Herzensverein“ zurückgekehrt. Dort arbeitet er tagsüber in der Geschäftsstelle und anschließend als Co-Trainer der A-Jugend. Im ersten Teil unseres zweiteiligen Lilienblog-Interview erzählt er vom Übergang in seinem neues Leben.
Sandro, was hat am vergangenen Wochenende eigentlich mehr geschmerzt: Das 1:3 der Profis gegen Düsseldorf oder das 1:3 der A-Junioren zu Hause gegen Kaiserslautern?
Natürlich war ich als Fan auch über die Niederlage der Profis enttäuscht. Aber persönlich mehr schmerzt mich natürlich die Niederlage mit der A-Jugend, weil ich jeden Tag als Co-Trainer mit den Jungs arbeite. Es wäre schön gewesen, wenn wir uns mit einem Dreier in die Winterpause verabschiedet hätten. Die Profis haben ja das Glück, dass sie noch zweimal spielen dürfen und die Niederlage wieder geradebiegen können.
Wie sieht eine typische Arbeitswoche von Sandro Sirgu im Moment aus?
Wenn ich nicht im Homeoffice bin, komme ich zwischen 8 Uhr und 8.30 Uhr auf die Geschäftsstelle. Gegen 17 Uhr trainiert dann die A-Jugend. Danach setzen sich die Trainer nochmals zusammen und besprechen die kommenden Tage. Da bin ich oft erst gegen 22 Uhr oder sogar noch später zu Hause. Und dann geht es am nächsten Tag wieder von vorne los. Das Schöne am Homeoffice ist, dass ich meinen elf Monate alten Sohn unter der Woche dann tagsüber auch mal wach sehe und nicht erst, wenn er schläft.
Ein 14-Stunden-Tag ist ja schon ziemlich heftig …
Ja, das ist ordentlich. Aber es macht mir auch extrem viel Spaß auf der Geschäftsstelle. Und nach dem Bürojob dann noch mit den Jungs auf den Platz zu gehen, ist einfach ein schöner Ausgleich. Da kommt einem die Zeit auch gar nicht so lange vor, wie die Uhr sie anzeigt.
Wie kam es zu der Doppelfunktion Geschäftsstelle-Jugendtrainer?
Im Herzen bin ich natürlich immer noch ein Fußballer. Ganz ohne selbst auf dem Platz zu stehen, ging es dann eben doch nicht. Als sich die Möglichkeit ergab, dass ich Co-Trainer werden kann, hat das für mich perfekt gepasst. Mal gucken, in welche Richtung es jetzt weitergeht.
Erst vor einem halben Jahr hast du deine Karriere als Spieler beendet. Wie fühlst du dich mit dem Übergang?
Extrem gut. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich von dieser Droge Fußball so schnell wegkomme (lacht). Natürlich fehlen die Gespräche mit den Mitspielern vor und nach dem Training ein bisschen. Aber der Druck und die Anspannung, die man auch hat, gerade wenn es mal nicht so gut läuft, fehlen mir nicht. Unter diesem Aspekt bin ich froh, kein aktiver Fußballer mehr zu sein.
Kribbelt es gar nicht in den Füßen?
Nein. Es macht mir genauso viel Spaß, als Fan vor dem Fernseher oder im Stadion mit Bratwurst und Bier das Spiel anzuschauen.
Mit 33 Jahren bist du noch gar nicht so alt. Was hat den Ausschlag gegeben, deine aktive Karriere in diesem Alter schon zu beenden?
Nachdem mein Vertrag 2019 bei den Lilien ausgelaufen war, war es extrem schwierig, zunächst ohne Verein dazustehen. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, war für mich und vor allem für meine kleine Familie sehr schwer. In Chemnitz lief es sportlich nicht so gut, wir sind abgestiegen. In Großaspach gab es das Doppelmodul als Spieler und mit einer Beschäftigung im Verein, wo ich bereits in andere Bereiche reinschnuppern konnte. Als dann das Angebot aus Darmstadt kam, war das für mich wie ein Sechser im Lotto. Meine Frau kommt von hier, ich bin bei meinem Herzensverein. Da gab es keine zwei Meinungen, ob wir das machen oder nicht.
In Teil 2 des Interviews (folgt kommende Woche) erzählt Sandro Sirigu, was er von seinen Trainern mitgenommen hat und was er den jungen Spielern mitgeben will.
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Bildquellen
- D98-SSV-2018-19-009: Arthur Schönbein
- Sirigu_IV: Handout SV Darmstadt 98