Nach dem Topspiel gegen Bielefeld ist vor dem Topspiel gegen Kaiserslautern – Lilien-Keeper Marcel Schuhen fiebert dem Gastspiel am Betzenberg entgegen, bricht eine Lanze für den zuletzt kritisierten Klaus Gjasula und freut sich über die „Marcel Schuhen ist ’ne geile Sau“-Sprechchöre.
Marcel, zuletzt gab es zwei Unentschieden gegen Heidenheim und Bielefeld, wo mehr für euch drin war. Nun geht es am Sonntag zum 1. FC Kaiserslautern. Wie ist die Stimmungslage in der Mannschaft?
Gut! 7 Spiele, 14 Punkte, im Pokal in der 2. Runde gegen Borussia Mönchengladbach. Und jetzt kommt ein absolutes Highlight-Spiel. Ich hatte schon mal das Glück, dort mit Sandhausen spielen zu dürfen. Ich war auch schon als Fan dort auf der Tribüne. Eine ganz besondere Atmosphäre in einem ganz besonderen Stadion. Außerdem ist es für uns etwas ganz Besonderes, dass so viele Fans aus Darmstadt mitkommen.
Du warst als Fan schon mal am Betzenberg? Etwa als Kaiserslautern-Fan???
Nee, nee, das war noch während meiner Zeit in Rostock als Drittliga-Spieler. Da war ich als neutraler Zuschauer.
Ihr habt Lautern sicher schon ein bisschen studiert. Was kommt da auf euch zu?
Terrence Boyd ist ein gutes Beispiel für die Wucht von Kaiserslautern. Die Spielanlage von Kaiserslautern ist viel über lange Bälle gesteuert, und da ist er vorne der Zielspieler. Dazu kommen gute Standardschützen und gute Fernschüsse. Also alles, was vor ein paar Jahren das Spiel in Darmstadt unter Dirk Schuster ausgemacht hat. Dazu eine hohe Intensität, viel laufen, viel kämpfen, viele Emotionen. Darauf kann man sich am Wochenende einstellen.
Du hast Dirk Schuster in Darmstadt nicht mehr als Trainer erlebt. Hast du trotzdem das Gefühl, man spürt heute noch etwas von seinem Erbe in Darmstadt?
Von der Art zu spielen nicht mehr so viel – ohne Schuster zu nahe treten zu wollen. Aber man merkt schon, dass er einen großen Anteil am Erfolg des Vereins hat, gerade in schwierigen Zeiten. Ich sitze hier zum Beispiel gerade in dem schönen Funktionsgebäude. Ich glaube nicht, dass das stehen würde, wenn der Verein nicht den Lauf unter Schuster gemacht hätte.
Beim Ausgleich von Bielefeld in der Nachspielzeit hätte Klaus Gjasula die Rote Karte riskieren können, um das Tor zu verhindern. Wie siehst du das?
Ich bin normal immer dafür, eine Rote Karte zu ziehen, um dann zu gewinnen. Aber ich glaube, dass es bei Klaus eine ganz besondere Situation ist – nicht zuletzt nach der Hinausstellung in Hamburg. Man muss sich da einfach auch mal in seine Lage versetzen. Wir haben nach dem Spiel darüber gesprochen und er hat gesagt: „Wenn ich ihn foule, bin ich erstmal wieder ein paar Wochen weg.“ Für uns als Mannschaft wäre es okay gewesen, wenn er das Foul gezogen hätte und wir dann gewonnen hätten. Für ihn persönlich ist das bei dem sehr großen Konkurrenzkampf anders. Und wenn Robin Hack den Ball nicht so gut getroffen hätte, dann hätte er auch ohne Foul alles richtig gemacht.
Würdest du also sagen, dass die Kritik zu hart ist?
Man muss immer differenzieren zwischen der Kritik, die ein Spieler von außen bekommt und die er von innen bekommt. Von innen bekommt er gar keine. Es gibt viele Punkte, die für Klaus sprechen. Ich spiele mit ihm unglaublich gerne zusammen. Das habe ich ihm nach dem Hamburg-Spiel gesagt und das habe ich ihm auch nach dem Bielefeld-Spiel gesagt. Auch wenn seine Spielweise manchmal vielleicht grenzwertig ist, ist sie unglaublich wichtig für uns.
Ihr habt in den vergangenen drei Spielen immer späte Gegentore gefangen. Ist das womöglich ein Muster?
Nein, würde ich nicht sagen. Es waren jeweils unterschiedliche Spielsituationen. Das würde ich jetzt nicht am Zeitpunkt der Gegentore festmachen.
Ihr habt die Szene vor dem Ausgleich inzwischen ja sicher analysiert. Was ist denn da schief gelaufen?
Das ist eine Szene, die man in ganz viele Einzelteile zerpflücken kann – angefangen damit, dass ich den Ball aus dem Stadion hätte schießen können. Fabio (Torsiello) hätten den Ball auch zur Eckfahne schießen können. Aber ein Spieler in seinem Alter will natürlich ein Tor erzielen. Dann standen wir in der Restverteidigung nicht so gut. Es zeichnet uns natürlich aus, dass wir immer nach vorne spielen wollen. Aber in dem Fall war es eben die falsche Entscheidung. Das kann man dann auch irgendwann mal totdiskutieren. Natürlich kann man sich in der einen oder anderen Situation anders verhalten. Aber wir werden grundsätzlich nichts ändern an unserer Einstellung zum Spiel. Jetzt wollen wir nach vorne gucken auf das Highlight-Spiel.
Wenn es gut läuft, könntet ihr mit einem Sieg auf Rang eins springen. Guckt ihr auf die Tabelle?
Die Platzierungen sind mir zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich egal. Wichtig ist mir das am letzten Spieltag. Gerade geht es nur um eines: Punkte sammeln, Punkte sammeln, Punkte sammeln.
Wie gefallen dir eigentlich die Sprechchöre „Marcel Schuhen ist ’ne geile Sau“?
Wenn man positive Sprechchöre bekommt, ist das immer etwas Besonderes. Was die Leute sich dann aussuchen, liegt nicht in meiner Macht. Meistens kommen die Sprechchöre ja, wenn ich etwas Vernünftiges gemacht habe. Deswegen schmeichelt mir das auch in einer gewissen Form.
(Das Gespräch mit Marcel Schuhen wurde aufgezeichnet in der Medienrunde am Donnerstag)
Bildquellen
- HSV-SVD-2022-23-blog-0052: Arthur Schönbein
- SVD-FCH-2022-23-blog-0001a: Arthur Schönbein