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Aaron Seydel: Dann ist man einfach der kleine Junge

Aaron Seydel, 1.FC Kaiserslautern - SV Darmstadt 98

Aaron Seydel, 1.FC Kaiserslautern - SV Darmstadt 98

Aaron Seydel hat eine lange Leidenszeit hinter sich. Eindrucksvoll und erschütternd erzählt er, wie ihn eine Hirnhautentzündung über Wochen mattsetzte. Bereits seit Anfang August gehört er jedoch wieder zum Kader. Vergangenes Wochenende traf er als Joker zum 3:3 beim 1. FC Kaiserslautern. Jetzt hofft er auf mehr Einsatzzeiten.  

Aaron, die erste Frage hat vielleicht eine andere Bedeutung, als wenn man sie sonst so stellt. Wie geht es dir?

Ich denke, du spielst auf meine Erkrankung an. Davon habe ich mich mittlerweile ganz gut erholt. Ich bin voll im Training und denke, dass ich bald wieder bei 100 Prozent bin.

Deine Leidensgeschichte begann ja schon im Frühjahr, als du gegen Nürnberg zur Pause verletzt ausgewechselt wurdest …

Das war eine Verletzung im Übergang von der Wadenmuskulatur in die Achillessehne. Es hat etwas gedauert, bis das abgeklärt war. Und dann hat es leider nicht mehr gereicht, für die letzten Spiele zur Verfügung zu stehen. Das war natürlich ärgerlich. Und dann kam die Meningitis.

Was waren denn die Symptome bei der Hirnhautentzündung?

Ich hatte starke Kopfschmerzen im Stirn- und Schläfenbereich, dann kamen Schwindel und Schwäche dazu und ich konnte nichts mehr essen. Es ging eigentlich nichts mehr. Ich habe nur bei geschlossenen Rollläden auf der Couch gelegen. Reden konnte ich kaum noch. Selbst mein Handy zu bedienen, fiel mir schwer. Der Zustand war wirklich ekelhaft. Ich hatte es vorher so gekannt, dass bei mir mal ein paar Tage etwas nicht in Ordnung war, aber danach alles wieder gepasst hat. Das war schon langwieriger. Nach den zehn Tagen im Krankenhaus hatte ich noch eine Phase, in der ich wirklich zu kämpfen hatte. Da fiel es mir schwer, normale Eindrücke zu verarbeiten wie Lautstärke oder Licht. Aber ich bin mir sicher, dass das komplett überwunden ist.

Hattest du während der Krankheit auch mal Angst, dass das richtig schiefgehen könnte?

Es hat relativ lange gedauert, bis feststand, dass ich eine Hirnhautentzündung hatte. Ich war schon am Limit. Aber so richtig Angst, dass das mein Leben bedroht, hatte ich nicht. Allerdings war das schon die heftigste Krankheit, die ich bislang erleben musste. Das wünsche ich wirklich keinem. Und ich muss froh sein, weil so eine Krankheit auch deutlich schlimmer verlaufen kann und einige Menschen bleibende Schäden davontragen.

Weißt du eigentlich, wie du die Krankheit bekommen hast? War das ein Zeckenbiss? 

Nein, das hatte nichts mit einem Zeckenbiss zu tun. Das war ein Virus, den die meisten Menschen in sich haben und das sich zufällig bei mir wieder aktiviert hat (Anmerkung: Eine virale Hirnhautentzündung kann unter anderem durch das Herpesvirus ausgelöst werden). Das kann fast jedem passieren. Ich hatte halt das Pech, dass es mich erwischt hat.

Aaron Seydel: Nur über das Spiel kommt man wieder zu alter Stärke

Torsten Lieberknecht hat in den vergangenen Wochen mehrfach gesagt, dass du noch etwas Zeit brauchst. Bislang hast du immer nur Kurzeinsätze absolviert. Wie viel Spielzeit traust du dir mittlerweile zu?

Für 30 bis 45 Minuten bin ich bereit, würde ich sagen. Das hängt natürlich auch immer davon ab, wie viel Zeit mir der Trainer gibt. Ich gehe davon aus, dass das in Zukunft immer mehr wird, damit ich wieder richtig ins Rollen komme. Nur durch Training ist es schwer, sich das zu holen. Nur über das Spiel kommt man wieder zur alten Stärke.

Vergangenen Sonntag hast du in der Nachspielzeit das 3:3 gegen Kaiserslautern geschossen. Was hat dir der Trainer bei der Einwechslung gesagt?

Gar nichts. Das war ein ziemliches Chaos zu dem Zeitpunkt. Nach der 2:0-Führung hatte bei uns keiner mit dem Rückstand gerechnet. Es war klar, was der Auftrag für mich war. Und es hat auch geklappt. Ich habe den Ball ganz gut getroffen und es hat noch zum 3:3 gereicht.

Und was macht das jetzt mit dir?

Das freut mich natürlich. Dafür spiele ich Fußball. Drei Punkte wären natürlich noch besser gewesen. Aber wenn man nach so langer Zeit reinkommt und wieder trifft, dann ist man einfach auch der kleine Junge und freut sich über sein Tor.

Dann ist man einfach der kleine Junge – Aaron Seydel freut sich über sein Tor in Kaiserslautern

Bildquellen

  • FCK-SVD-2022-23-blog-0044: Arthur Schönbein
  • FCK-SVD-2022-23-blog-0042: Arthur Schönbein
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