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Mit gnadenloser Effizienz ist der SV Darmstadt 98 Zweitliga-Herbstmeister geworden. 27 Tore reichten dabei für 36 Punkte. Trotzdem bleibt der Angriff eine Baustelle mit Handlungsbedarf, wollen die Lilien nicht nach 34 Spieltagen so enden wie ein großer Traditionsverein vor einigen Jahren.

Wie wenig die 27 Tore sind, zeigt ein Blick zurück ins Jahr 2017: Als Bundesliga-Absteiger hatte der SV Darmstadt 98 nach 17 Spieltagen ebenfalls 27 Tore erzielt, aber nur 18 Punkte geholt und lagen damit auf Rang 16. Trainer Torsten Frings musste nach dem 0:1 im letzten Hinrundenspiel gegen Aue gehen.

Nur ein Herbstmeister traf zuletzt seltener

Auch mit Blick auf die Herbstmeister gab es seit damals nur eine Mannschaft, die weniger Tore erzielt hat als die Lilien jetzt: 2018 stand der Hamburger SV mit 24 Toren nach 17 Spielen an der Spitze. Doch am Saisonende verfehlte der Verein den Aufstieg – wie auch in den Jahren danach.

Es ist eine Mischung aus Momentum und Match-Glück, aber auch das Ergebnis eines Reifeprozesses, dass die Lilien mit so wenigen Treffern so erfolgreich sind. Wenn es nötig war, war die Mannschaft da. Das war in der Vorsaison etwas anders: Da erzielte die Mannschaft in der Hinrunde zwar zwölf Tore (39), holte damit aber vier Punkte weniger.

Lieberknecht sieht zwei Gründe

In den letzten fünf Spielen vor der Winterpause erzielte die Mannschaft jeweils nur einen Treffer, holte damit jedoch neun Punkte und blieb unbesiegt. Trainer Torsten Lieberknecht nennt zwei Gründe für die bescheidene Torausbeute. Einerseits fielen in der Liga insgesamt weniger Tore als im Vorjahr, anderseits habe man eine andere Personalsituation.

Mit beidem hat der Coach grundsätzlich recht. Bei der Aussage zu den Gesamttoren ist der Unterschied mit fünf Toren weniger zur Vorsaison (440 zu 445 Tore) allerdings nicht mehr so groß, nachdem am 17. Spieltag stolze 38 Tore gefallen waren. Auch Lieberknechts Begründung, dass die Liga nach dem Aufstieg von Bremen und Schalke deutlich ausgeglichener sei, greift nur begrenzt als Erklärung. In der vergangenen Hinrunde besiegten die Lilien Schalke 4:2 und Bremen 3:0, erzielten also sieben Tore gegen die beiden Topteams.

Luca Pfeiffer, SV Darmstadt 98 - FC Ingolstadt 04

Luca Pfeiffer war bester Torschütze der Vorsaison – einen adäquaten Ersatz haben die Lilien (noch) nicht gefunden.

Darum braucht der SV Darmstadt 98 noch einen Stürmer

Wesentlich stärker ins Gewicht fällt jedoch die veränderte Personalsituation im Angriff. In der vergangenen Hinrunde sorgten Phillip Tietz und Luca Pfeiffer im Lilien-Sturm für Furore, erzielten jeweils zwölf Treffer. In Pfeiffer, der am Ende der inzwischen zum VfB Stuttgart weitergezogen ist, verlor Darmstadt am Ende seinen erfolgreichsten Angreifer (17 Tore). Einen adäquaten Ersatz hat der SV Darmstadt 98 bislang nicht gefunden.

Die Last der Pfeiffer-Nachfolge dem 18 Jahre alten Oscar Vilhelmsson aufzubürden, wäre ungerecht. Zwar ließ der Schwede sein Können punktuell aufblitzen, doch Verletzungen verhinderten, dass er in einen regelmäßigen Spielfluss kam. Das Gleiche gilt für den früheren U21-Nationalspieler Aaron Seydel, den erst eine Hirnhautentzündung und dann ein Faszienriss mattsetzte. André Leipold, der in der vergangenen Winterpause verpflichtet worden war, kam bislang nicht über Kurzeinsätze hinaus. Bei ihm vermisst Lieberknecht bisweilen den nötigen Biss.

Patric Pfeiffer, FC St. Pauli - SV Darmstadt 98

Innenverteidiger Patric Pfeiffer ist zweitbester Lilien-Torschütze der Hinrunde

Pfeiffer auf den Spuren Pfeiffers

So ließ der Coach neben Tietz (6 Tore) meist den quirligen Braydon Manu im Angriff auflaufen. Der gelernten Flügelspieler machte seine Sache in der Regel sehr gut und erzielte bereits vier Tore. Er schuf viele Freiräume für seine Mitspieler, wirbelte die gegnerischen Abwehrreihen häufig durcheinander. Aber ein Torjäger ist er nicht.

Bezeichnend ist, dass sich Manu mit seinem Kumpel Patric Pfeiffer den zweiten Rang in der lilieninternen Torjägerliste teilt. Und Pfeiffer ist etatmäßiger Innenverteidiger – auch wenn er gegen den FC St. Pauli in der Anfangsphase im Sturm auflief, was aber ohne Torerfolg blieb.

Vor diesem Hintergrund würde den Lilien in der Winterpause eine Verstärkung für den Angriff guttun. Das Schicksal des sturmschwache Herbstmeister HSV vor vier Jahren ist da ein warnendes Beispiel.

Dass man mit noch weniger Toren trotzdem zumindest in gewissem Umfang erfolgreich sein kann, zeigt übrigens ebenfalls der Rückblick in die Spielzeit 2017/18: Mit 20 Toren erzielte die Mannschaft unter Dirk Schuster im zweiten Saisonteil damals noch weniger Tore als unter Vorgänger Frings, lag damit aber in der Rückrundentabelle auf Rang vier. Doch auch in der bislang letzten Saison 2021/22 belegten die Lilien in der Rückrundentabelle den vierten Platz und verpassten so den Aufstieg. Und das braucht nun wirklich kein Lilien-Fan wieder.

Die Tor-Bilanz des SV Darmstadt 98

Saison Tore/Hinrunde Rang/Hinrundentabelle Tore/Rückrunde Rang/Rückrundentabelle Endplatzierung
2017/18 27 16 20 4 10
2018/19 21 13 24 5 10
2019/20 18 12 30 2 5
2020/21 27 14 36 3 7
2021/22 39 2 32 4 4
2022/23 27 1 ? ? ?

 

Bildquellen

  • SVD-FCI-2021-22-blog-0039: Arthur Schönbein
  • FCSP-SVD-2022-23-blog-0009: Arthur Schönbein
  • SVD-KSV-2022-23-blog-0017: Arthur Schönbein

3 Kommentare

  • Jürgen Hettfleisch sagt:

    Serdar Dursun scheint bei Fener unglücklich zu sein…

  • Frank Hofmann sagt:

    Serdar passt net mehr in’s Bild am Bölle.

  • achtundneunzig sagt:

    Egal in welchem Forum man unterwegs ist, die Lilien-Fans glänzen immer mit Nostalgie. Bei jeder Kader-Planung werden ehemalige Mitspieler genannt, im TM-Forum wurde für die Flügel sogar Skarke vorgeschlagen. Bis auf wenige Ausnahmen (Kempe) halte ich persönlich davon gar nichts. Carsten wird schon einen passenden Kandidaten finden.

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