Auch wenn derzeit noch überall Handwerker unterwegs sind – am Samstag wird die neue Haupttribüne am Böllenfalltor mit dem Testspiel gegen den Schweizer Tabellenführer Young Boys Bern eröffnet. Tatsächlich abgeschlossen wird der bislang größte und vorerst letzte Abschnitt des Stadionumbaus aber erst Anfang des kommenden Jahres.
Innerhalb von sechs Jahren hat das ehrwürdige, aber auch ziemlich marode Stadion dann ein komplett neues Gesicht erhalten. Begonnen hat alles im Jahr 2016 mit der Errichtung der Stahlrohrtribünen hinter den beiden Toren. 2019 wurde das neue Funktionsgebäudes fertiggestellt. 2020 folgte die neue Gegengerade. Mit der neuen Haupttribüne fasst die neue Arena rund 17.800 Zuschauer. Das sind nur wenige Hundert Plätze mehr als vor dem Umbau. Hätten es nicht ein wenig mehr sein können?
Nein
… sagen die Verantwortlichen. Präsident Rüdiger Fritsch betont, dass es selbst in der aktuellen Erfolgsphase Spiele gegen Gegner gebe, bei denen die letzten Tickets erst am Spieltag weggingen. „In schlechteren Zeiten würde das Stadion nicht voll werden“, sagt er und fügt an: „Da hätten wir dann vielleicht 10.000 Zuschauer – und 8.000 Plätze wären frei.“
Michael Weilguny, der als Geschäftsführer die SV Darmstadt 98 Stadion GmbH verantwortet, verweist zudem darauf, dass ein Umbau im Bestand an gewisse Vorgaben geknüpft sei – unter anderem an die vorherige Zuschauerzahl. „Entsprechend ist diese Kapazität das Ergebnis der Entscheidung für den Umbau im Bestand am Standort Böllenfalltor.“
Hätte der SV Darmstadt 98 ein größeres Stadion gewollt, hätte er einen neuen Standort suchen müssen. Weilguny erinnert daran, dass in der Vergangenheit auch andere Möglichkeiten und Standorte geprüft worden seien, die sich aber als nicht realisierbar oder zufriedenstellend erwiesen hätten.
Ja
… denn auf Dauer ist der SV Darmstadt 98 mit einer Kapazität von 17.800 Zuschauern nicht wettbewerbsfähig, wenn er – wie im Leitbild festgehalten – die Top 20 des deutschen Profifußballs herausfordern will. Im Zweitliga-Vergleich liegt Darmstadt bei der Stadiongröße nur in der unteren Hälfte – hinter Vereinen wie Magdeburg, Rostock oder Braunschweig. Das mit Abstand kleinste Bundesliga-Stadion – die Alte Försterei von Union Berlin – fasst mit einer Kapazität von rund 22.000 Zuschauern noch immer gut 4.000 Zuschauer mehr als das neue Bölle.
Auch wenn die Ticketverkäufe in den ersten beiden deutschen Ligen schon lange deutlich weniger Geld abwerfen als die Fernsehrechte, sind sie nach wie vor ein beträchtlicher Einnahmefaktor. Wenn sich die Lilien unter den besten 20 deutschen Profivereinen etablieren wollen, brauchen die Lilien auch höhere Einnahmen aus dem Ticketing. Deswegen führt auf Dauer kein Weg an einem neuen Stadion an einem anderen Standort vorbei.
Wie seht ihr die Zuschauerkapazität des Stadions?
- 17.800 Zuschauer am Böllenfalltor sind derzeit die beste Lösung (70%, 405 Votes)
- Ein größeres Stadion anderswo wäre sinnvoller gewesen (27%, 155 Votes)
- Weiß nicht (4%, 22 Votes)
Total Voters: 582
Die Umfrage läuft bis Sonntag, 18. Dezember, um 14 Uhr.
Bildquellen
- SVD-F95-2022-23-blog-0001: Arthur Schönbein