Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein zur Lage beim SV Darmstadt 98 nach zwei Niederlagen:
Man wolle sich in Bielefeld „nicht unentspannt in die Hose machen“, hatte Trainer Torsten Lieberknecht vor der Partie augenzwinkernd angekündigt. Entspannt war der Auftritt auf der Alm dann jedoch nicht. Und am Ende ging alles auch noch voll in die Hose. Wie schon vor Wochenfrist ließ die Mannschaft die Punkte in der Schlussphase liegen. Die von Lieberknecht erhoffte Reaktion auf die Heidenheim-Niederlage blieb also aus.
Wenn eine Mannschaft in einer ausgeglichenen Liga zwei Spiele hintereinander verliert, ist das kein Beinbruch. Erschreckender war jedoch der fahrige und fehlerhafte Auftritt. Es war zudem eine – hoffentlich nur vorübergehende – Rückkehr zum Hoch und Weit, mit dem der SV Darmstadt 98 in Teilen der Zeiten unter Dirk Schuster im Abstiegskampf durchaus erfolgreich war.
Auch in Bielefeld hätte diese Strategie jetzt fast zum Erfolg geführt, zumindest sah es ein paar Minuten danach aus. Erst besorgte Mathias Honsak nach einem Abschlag die Führung. Dann verpasste es Filip Stojilkovic mit seinem Alleingang, den Sack zuzumachen. Als Honsak kurz darauf verletzt vom Platz musste, kippte die Partie.
Überhaupt taten die Wechsel dem Lilien-Spiel nicht gut. Nach dem Ausgleich nahm Lieberknecht in Stojilkovic und Phillip Tietz zwei Stoßstürmer vom Platz, brachte Abwehrspieler Jannik Müller und den bislang wenig torgefährlichen Magnus Warming – womöglich, um den Punkt zu sichern. Rund zehn Minuten später schaltete er wieder um und wechselte Angreifer Aaron Seydel für Mittelfeldmann Marvin Mehlem ein. Dann fielen die Gegentore.
Die Niederlage aber hauptsächlich an den Wechseln festzumachen, wäre falsch. Am Ende investierten die Lilien wie schon gegen Heidenheim einfach zu wenig, um etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Das räumten Trainer wie Spieler selbstkritisch ein.
Ebenfalls übertrieben ist es, jetzt schon von einer Krise zu reden. Von einer „kleinen Delle“ sprach Lieberknecht und mahnte: „Wir stellen nicht alles infrage, genau wie wir zuvor in der Erfolgsserie immer die Bodenhaftung behalten haben.“ Recht hat er.
Denn bei aller Kritik: Die Lilien sind nach einer bisher größtenteils fabelhaften Saison weiter Tabellenerster. Die Verfolger Hamburg und Heidenheim konnten nicht gewinnen. Die „Abrutsch-Gefahr“, die ein Boulevard-Blatt vor dem Spieltag postuliert hatte, ist vorerst gebannt. Dass Platz eins und Platz drei nur zwei Pünktchen trennen, verspricht eine spannende Restsaison.
Und am kommenden Samstag besteht die nächste Chance zur Wiedergutmachung. Dann kommt im Topspiel der 1. FC Kaiserslautern ans Böllenfalltor. Betreut wird der FCK von Dirk Schuster, der genau weiß, wie Hoch und Weit funktioniert. Die aktuelle Lilien-Mannschaft hat in der laufenden Spielzeit jedoch schon oft gezeigt, dass sie eine andere Form des Fußballs besser beherrscht.
Bildquellen
- SVD-SVS-2021-22-blog-0018: Arthur Schönbein