Wenn es noch einen Beleg dafür gebraucht hätte, dass man beim SV Darmstadt 98 wirklich nicht auf die Tabelle guckt, dann hat ihn Torsten Lieberknecht spätestens jetzt geliefert. Angesprochen darauf, dass die Lilien mit einem Sieg bei Holstein Kiel am Sonntag auf jeden Fall den 3. Platz sicher hätten, sagte der Coach: „Das ist komplett neu für mich. Wir haben null Beachtung für solche Thematiken.“
Auch wenn die Kieler als Tabellenachter im Endspurt weder ins Aufstiegsrennen eingreifen, noch realistisch in Abstiegsgefahr geraten können – Lieberknecht geht mit dem gewohnten Respekt in die Partie. „Holstein Kiel zeigt weitaus besseren Fußball, als der Tabellenstand aussagt“, sagte er.
Offensivmann Fabian Reese sei ein absoluter Unterschiedsspieler, der ihn mit seiner Energie immer wieder begeistere. Zudem agierte Kiel taktisch sehr flexibel, könne ohne großes Aufheben im Spiel Grundformation und Anlaufverhalten ändern. Allerdings habe Kiel auch zwei oder drei Schwächen, die man ausnutzen wolle, um im hohen Norden erfolgreich zu sein.
Drei Spieler fehlen dem SV Darmstadt 98
Nicht dabei sein werden – Stand Freitag – in Kiel drei Spieler: Fabian Holland hat nach seiner Kehlkopfentzündung mit Klinikaufenthalt mit Laufarbeit begonnen. Ziel sei es, dass er in der kommenden Woche langsam an in die Mannschaft herangeführt werde. Ein Einsatz schon im Heimspiel gegen St. Pauli kommt laut Lieberknecht wahrscheinlich noch zu früh. „Er hat einiges aufzuholen“, sagte der Coach.
Oscar Vilhelmsson mache nach seinem Muskelfaserriss leichte Fortschritte. Frank Ronstadt, der schon seit einiger Zeit mit einer gerissenen Adduktorensehne ausfällt, unterzog sich eines weiteren Eingriffs. Er habe leichte Probleme im Knie gehabt, das deswegen ausgespült worden sei. „Im Zuge seiner Verletzung habe wir uns gesagt, dass wir ihn gleich komplett sanieren lassen und quasi zum TÜV bringen, damit er eine neue Plakette bekommt“, scherzte Lieberknecht.
„Alle werden sicher nicht spielen“ – Luxus-Probleme in der Abwehr
Spannend wird die Situation in der Abwehr. Clemens Riedel, der das KSC-Spiel wegen einer Sprunggelenksverletzung verpasste, davor aber Stammspieler war, trainiert wieder. Allerdings hat ihn Patric Pfeiffer gut vertreten. Jannik Müller hatte nach zuvor guten Leistungen gegen Karlsruhe einen schwächeren Auftritt und war am Gegentor maßgeblich beteiligt.
Und dann ist da noch Thomas Isherwood, den Lieberknecht zum wiederholten Mal in höchsten Tönen lobte: „Thomas ist für mich der größte Held, weil er immer so viel Herz reinbringt, auch wenn aus spieltaktischen Gründen andere mal den Vorzug erhalten.“
Lieberknecht selbst sprach mit Blick auf die Abwehroptionen von „der Qual der Wahl“. Natürlich ließ er sich bei der Aufstellung für Kiel nicht in die Karten blicken. Es gebe noch nichts Spruchreifes. Nur so viel ließ er augenzwinkernd durchblicken: „Alle werden sicher nicht spielen. Das wäre mir zu defensiv.“
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Bildquellen
- SVD-KSC-2022-23-blog-0057: Arthur Schönbein