Stolze Worte des Präsidenten, eine gewagte These des Oberbürgermeisters und eine Mahnung des Vereinsschreibers – der SV Darmstadt 98 hat mit einer akademischen Feier am Montag sein 125. Jubiläum begangen. Während die Spieler und ein großer Teil des Trainer- und Betreuerstabs gerade zum Feiern auf Mallorca weilten, hatten Trainer Torsten Lieberknecht und Sportchef Carsten Wehlmann den Weg zur Veranstaltung in der Haupttribüne des Böllenfalltors gefunden.
Präsident Rüdiger Fritsch räumte ein, dass seine Stimme zwar vom Feiern noch etwas belegt sei, er aber ohne Sonnenbrille auftreten könne. Er verwies auf die perfekte Dramaturgie der Feierlichkeiten mit dem Aufstieg am Freitag, dem Jubiläum am Montag und der Möglichkeit, das im runderneuerten Stadion begehen zu dürfen. Das alles sei „wie von Hollywood geplant“. Der SV Darmstadt 98 werde im 125. Jahr seines Bestehens von einer breiten Basis in der Stadtgesellschaft und der Region getragen werde, sagte Fritsch. Die Lilien seien ein gestandener Traditionsverein und eine Bereicherung für den deutschen Fußball – auch wenn das außerhalb von Darmstadt womöglich nicht alle so sähen.
Sprechchöre als Dank an die Offenbacher Kickers?
Der scheidende Oberbürgermeister Jochen Partsch (Bündnis 90/Die Grünen) erinnerte an die Zeit während des NS-Regimes und hob hervor, dass sich der SV Darmstadt 98 heute stets gegen Rassismus und Diskriminierung positioniere. Er erinnerte an Jonathan „Johnny“ Heimes, den wohl bekanntesten Fan der Lilien, nach dem kürzlich ein Straße in Darmstadt benannt wurde. Und augenzwinkernd wagte er schließlich noch die These, dass die regelmäßigen Schmähgesänge „Wer nicht springt, ist Offenbacher“ eigentlich ein Ausdruck der Dankbarkeit der Darmstadt-Fans seien. Schließlich sei erst durch die verweigerte Drittliga-Lizenz für die Kickers der Höhenflug der Lilien vor zehn Jahren möglich geworden.
Der SV Darmstadt 98 – „von Geburt an multikulturell“
Auch Thomas Spengler, Leiter des Vereinshistorischen Referats, erinnerte an düstere Kapitel in der Geschichte der Lilien. „Aber Darmstadt 98 wäre nicht Darmstadt 98, wenn es nicht immer wieder aufstehen würde“, sagte er. Übertreibungen, mangelnder Demut und Maßlosigkeit jeder Art seien die Gründe für viele Krisen des Vereins gewesen. In diesem Zusammenhang warnte der Wirtschaftsprofessor eindringlich vor einer übermäßigen Ökonomisierung des Fußballs und des Vereins. Vor diesem Hintergrund seien in der Geschichte bereits in der Vergangenheit die Amateure bei den Lilien ins Hintertreffen geraten. „Der SV Darmstadt 98 ist von Geburt an multikulturell, solidarisch und weltoffen“, sagte Spengler. Die Tradition beginne dabei nicht erst mit dem „Wunder von Bielefeld“.
Ebenfalls anwesend waren bei der Feier Mitglieder der Familie Ensgraber, deren Vorfahren die 1898 den Vorgängerverein FK Olympia Darmstadt gegründet hatten. Zur Erinnerung daran stand im Anschluss die Enthüllung einer Gedenktafel am Gründerhaus auf dem Programm, gefolgt von einer Geburtstagsparty am Böllenfalltor am Böllenfalltor am Abend.
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