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Einwurf: Rentenverträge sichern keine Kontinuität

Füller, Einwurf, SV Darmstadt 98 - SV Werder Bremen

Füller, Einwurf, SV Darmstadt 98 - SV Werder Bremen

Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein zur erneuten vorzeitigen Vertragsverlängerung von Torsten Lieberknecht:

In den zwei Jahren als Trainer des SV Darmstadt 98 hat Torsten Lieberknecht Herausragendes geleistet. Mit beschränkten Mitteln formte er aus einer Mannschaft ohne Stars eine schlagkräftige und verschworene Truppe. Nach dem unglücklich verpassten Aufstieg in der ersten Spielzeit gelang im zweiten Anlauf die Bundesliga-Rückkehr.

Was läge da näher, als die erfolgreiche Zusammenarbeit vorzeitig auszudehnen und so Kontinuität zu signalisieren? Bereits im vergangenen Jahr hatte der Verein den Vertrag mit seinem Coach vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Jetzt legte er nochmals zwei Jahre bis 2027 drauf. In einem kurzlebigen Geschäft ist das für einen Trainer schon fast ein Rentenvertrag. Und genau da liegt ein mögliches Problem.

In den vergangenen zwei Jahren schwammen Verein, Spieler, Trainer und Fans (zumindest fast alle) auf einer Euphoriewelle. Die Mannschaft stand quasi durchgehend in der Spitzengruppe der 2. Liga. Da ist es leicht, gute Laune zu haben und geschlossen aufzutreten.

In der Bundesliga wird die Mannschaft aller Voraussicht nach gegen den Abstieg spielen. Da zeigt sich dann, wie widerstandsfähig gute Laune und die Geschlossenheit sind. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass Lieberknecht das Team auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten wird. Das gelang ihm in Braunschweig zumindest lange.

Was passiert nach elf sieglosen Spielen?

Aber dass selbst bei einem besonnenen Präsidium die Stimmung nach einer Serie von elf sieglosen Spielen kippen kann und dann die Gesetze des Geschäfts greifen, hat man auch in Darmstadt erlebt: Torsten Frings, dessen Kontrakt man in einer euphorischen Phase vorzeitig verlängerte und ihn dann rund drei Monate später vor die Tür setzte, hat den Verein viel Geld gekostet.

Mit dem Verweis auf die Lehren aus dem Fall Frings, der seinen Vertrag bis zum Ende aussaß, bot das Lilien-Präsidium unter anderem einem seiner Nachfolger, Dimitiros Grammozis, nur einen Einjahresvertrag an. Doch womöglich war das auch nur vorgeschoben, weil man dem Coach damals nicht völlig vertraute.

Es ist keinem der Beteiligten zu wünschen, dass wieder eine ähnliche Situation wie im Spätherbst 2017 mit Frings eintritt. Eine vorzeitige Beendigung der Zusammenarbeit mit Lieberknecht käme den SV Darmstadt 98 bei einer langen Restlaufzeit aber vermutlich sehr teuer – auch wenn der aktuelle Lilien-Coach schon mal durchblicken ließ, dass es nicht seine Art sei, Verträge auszusitzen.

Dass man für Kontinuität und Erfolg keine langfristigen Trainerverträge benötigt, zeigt ein Verein, dessen Entwicklung gerne als Vorbild für die Lilien herangezogen wird: Christian Streich trainiert den SC Freiburg seit 2012 und verlängert seine Verträge in der Regel jeweils nur um ein Jahr.

Wie findet ihr die Entscheidung des Vereins? Hier geht es zu unserer Umfrage.

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Bildquellen

  • SVD-SVS-2021-22-blog-0018: Arthur Schönbein
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