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Der Name hat einen gewissen Klang, wenn auch (noch?) nicht so sehr im Fußball: Seinen Vornamen hat Ovid Hajou tatsächlich in Anlehnung an den lateinischen Dichter Ovid. Und die Aussprache des Nachnamens geht in die Richtung „Ha-jo“ (also ohne Dsch-Laut oder U am Ende), wie der gebürtige Gelsenkirchener mit syrischen Wurzeln dem Lilienblog bereits in einem Interview kurz nach seinem Amtsantritt erklärt hatte.

Im Spiel gegen Mainz am Samstag betreut der Co-Trainer des SV Darmstadt 98 nun erstmals in Vertretung für Chefcoach Torsten Lieberknecht die Mannschaft an der Seitenlinie. Das macht Hajou, der am Freitag 40 Jahre alt wird, allerdings nicht allein, wie er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel mehrfach betonte. Das gesamte Trainerteam, vor allem mit Co-Trainer Kai Peter Schmitz und Torwarttrainer Dimo Wache, sei beteiligt. Und mit Lieberknecht, der nach dem Schlaganfall seiner Frau Simone bei seiner Familie ist, stehe er in täglichem Austausch.

Wie es zwischen Hajou und Lieberknecht funkte

Seit knapp zweieinhalb Jahren arbeitet Hajou im Trainerstab der Lilien. Lieberknecht, der damals gerade die Nachfolge des plötzlich abgewanderten Markus Anfang angetreten hatte, benötigte einen Co-Trainer. Bei einem Telefonat habe man sich auf Anhieb gut verstanden und für ein persönliches Treffen verabredet. „Aus dem geplanten halbstündigen Kennenlernen wurden dann viereinhalb Stunden“, erinnerte sich Hajou.

Auch mit allen anderen handelnden Personen – allen voran Präsidiumsmitglied Tom Eilers und Sportchef Carsten Wehlmann – habe er sehr gute Gespräche gehabt. Zudem hatte er bei seinen ehemaligen Spielern Romain Bregerie (Ingolstadt) und Daniel Heuer Fernandes (Osnabrück) nur Gutes über den Verein gehört. So kam es im Sommer 2021 schließlich zum Engagement am Böllenfalltor.

Gemischte Erfahrungen mit den Lilien

Mit Darmstadt hatte er selbst zuvor jedoch gemischte Erfahrungen gemacht: In seinem ersten Bundesliga-Spiel als Co-Trainer von Maik Walpurgis beim FC Ingolstadt im November 2016 gewann er 1:0 am Böllenfalltor. Aber auch sein letztes Spiel als Co-Trainer vor dem Engagement in Darmstadt war am Böllenfalltor: Mit Dynamo Dresden verlor er an der Seite von Walpurgis im Februar 2019 mit 0:2. Danach trennte sich Dresden von dem Trainergespann. Bei den Lilien war damals übrigens sein heutiger Kollege Kai Peter Schmitz übergangsweise Trainer.

Als Profi hatte Hajou keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Dabei hatte es bei Preußen Münster, wo er den größten Teil seiner Jugendzeit gespielt hatte, recht verheißungsvoll begonnen. Nach zwei Kurzeinsätzen in der 3. Liga wechselte er dann zum damaligen Zweitligisten LR Ahlen. Doch dort verletzte er sich nach wenigen Einsätzen unglücklich am Knie. Zwei Jahre quälte er sich anschließend durch die Reha. Doch das Knie wurde immer wieder dick.

„Willst du Lehrer werden oder Fußballer?“

Mit 21 war der Traum vom Profi endgültig geplatzt, die Karriere beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. „Für mich ist damals eine Welt untergegangen“, sagte er. „Ich wollte nicht hören, dass es mit dem Fußball schon vorbei ist.“ Der Vater eines Freundes, der zugleich sein Trainer bei den Sportfreunden Lotte war, habe ihm vorgeschlagen, mal einen Gegner zu beobachten. Das war der Einstieg in die Trainerlaufbahn.

Mindestens eine große Lehre hat er aus dem Scheitern seines Traums gezogen. In Ahlen hatte er sein Abi abgebrochen, weil sein damaliger Trainer Werner „Beinhart“ Lorant gesagt hatte: „Willst du Lehrer werden oder Fußballer?“ Er holte sein Fachabi im Abendgymnasium nach, machte eine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann. Gearbeitet habe er allerdings nie in dem Beruf, weil er ständig auf dem Fußballplatz gewesen sei. „Heute ist das glücklicherweise anders. Da sehe ich mich als Co-Trainer auch in der Verantwortung. Wenn ein Spieler aus dem Nachwuchsleistungszentrum mal schlechte Schulnoten haben sollte, sage ich: Sieh zu, dass du die Schule ordentlich machst. Das hat Priorität“, betonte er.

Ovid Hajou, SV Darmstadt 98

Auch mal für ein bisschen gute Laune sorgen – Ovid Hajou über sein Verständnis als Co-Trainer

Seinen Job als Co-Trainer versteht Hajou keinesfalls als Hütchenaufsteller. Dann hätte er das Engagement in Darmstadt wohl auch nicht angetreten, hatte er bereits kurz nach Amtsantritt klargestellt. Bei den Lilien werde eng im Team zusammengearbeitet, auch wenn der Cheftrainer am Ende das letzte Wort habe. „Als Co-Trainer sehe ich mich auch als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer. Da gehört nicht nur Fach-, sondern auch Sozialkompetenz dazu“, sagte er. „Es gibt Phasen, da muss man auch mal für ein bisschen gute Laune sorgen – und dann ist auch wieder mehr Ernsthaftigkeit gefragt.“

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Bildquellen

  • Trainingslager-svd-2021-22-blog-0059: Arthur Schönbein
  • FCSP-SVD-2022-23-blog-0020: Arthur Schönbein

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