Wieder gefragt: Seydels überraschendes Startelfdebüt

Plötzlich Startelf: Im Sommer hatte der SV Darmstadt 98 seinem Angreifer Aaron Seydel nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen. Doch Seydel blieb (wohl auch in Ermangelung anderer Angebote), trainierte ordentlich, sammelte Einsatzminuten. Bereits gegen seinen Ex-Klub Mainz zeigte er einen guten Kurzeinsatz. Gegen den SC Freiburg kam er dann zu seinem Bundesliga-Startelfdebüt für die Lilien.

Und es war nicht die pure Personalnot, die zu Seydels Einsatz führte. Zwar fehlte Fraser Hornby im Breisgau mit einem Knochenödem, doch Leihspieler Luca Pfeiffer musste zunächst auf die Bank. Seydel machte seine Sache ordentlich, war viel unterwegs und machte mit seiner Körpergröße einige hohe Bälle fest, so dass seine Mitspieler nachrücken könnten. Ein Tor gelang ihm aber ebenso wenig wie seinen beiden Konkurrenten Hornby oder Pfeiffer zuvor.

Im Sommer 2020 war Seydel aus Mainz ans Böllenfalltor gewechselt. Sein Talent hatte ihn einst in die U21 gebracht. Doch gesundheitliche Probleme warfen ihn immer wieder zurück – egal ob in Mainz oder auf seinen Leihstationen bei Holstein Kiel und Jahn Regensburg. Und das änderte sich auch in Darmstadt nicht. Gerade wenn man dachte, Seydel hätte Tritt gefasst, kam der nächste Nackenschlag.

Operationen, Muskelverletzungen und eine Hirnhautentzündung

Seine beste Saison bei den Lilien hatte Seydel in der Spielzeit 2021/22, als er 21 Spiele bestritt und sechs Tore erzielte. Doch auch da hatte er bereits den Auftakt wegen einer Achillessehnen-Operation verpasst. Und im Endspurt fehlte er mit muskulären Problemen. Im Sommer 2022 erkrankte er an einer Hirnhautentzündung, lag einige Zeit im Krankenhaus. Dann kam er zurück, schoss die Lilien im Pokal gegen Gladbach weiter und verletzte sich dabei erneut. Der Faszienriss setzte ihn über Wochen matt. Und im Winter im Trainingslager zog er sich dann die nächste Muskelverletzung zu.

Erst das Siegtor im Pokal gegen Gladbach – doch kurz darauf musste Aaron Seydel mal wieder verletzt vom Platz

Dass man Seydel vor diesem Hintergrund irgendwann mal nicht zutraute, der Mannschaft dauerhaft helfen zu können, war dann vermutlich auch der entscheidende Grund für die Verantwortlichen, Seydel im Sommer einen Wechsel nahezulegen. Doch prompt lief es besser für den 1,99-Meter-Mann. Erstmals unter Torsten Lieberknecht absolvierte er bei den Lilien eine komplette Vorbereitung.

Vertrag läuft im Sommer aus – Wechsel im Winter eine Option

Und weil es zum Credo des Trainers gehört, keine Trainingsgruppe zwei mit ausgesonderten Spielern einzurichten, konnte sich Seydel im Wettstreit mit den anderen Mitspielern empfehlen. „Ich habe ihm klipp und klar gesagt: Wenn er sich entscheidet, hier zu bleiben, dann mit Haut und Haaren,“, stellte der Coach klar. Dazu gehöre auch, die Enttäuschung wegzustecken, wenn er nicht berücksichtigt werde. „Das hat er umgesetzt und sich als Bestandteil der Mannschaft gezeigt. Und ich habe ihn immer als Bestandteil der Mannschaft gesehen.“

Ob Seydel bei den Lilien jedoch eine Zukunft hat, ist weiter fraglich. Mit 30 Spielern ist der Kader relativ groß. Sollte sich im Winter die Option für einen Wechsel ergeben, würde man ihm vermutlich keine Steine in den Weg legen. Und im kommenden Sommer läuft sein Vertrag in Darmstadt nach vier Jahren ohnehin aus.

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