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Vier Gründe für die Krise beim SV Darmstadt 98

SV Darmstadt 98 - VfL Wolfsburg

SV Darmstadt 98 - VfL Wolfsburg

Acht Spiele ist der SV Darmstadt 98 ohne Sieg – da kann man von einer veritablen Krise sprechen. Was die Gründe dafür sind – und was helfen könnte:

1. Die Abwehr

Die Null muss stehen, lautet eine Fußballer-Weisheit, die Schalke-Legende Huub Stevens zugeschrieben wird. Tut sie aber bei den Lilien nicht. Mit 38 Gegentoren ist die Abwehr des SV Darmstadt 98 weiterhin die schwächste der Liga. Oft sind es individuelle Fehler wie zuletzt bei den Standards gegen Heidenheim, manchmal Pech wie bei der unglücklichen Kopfballvorlage von Mathias Honsak beim Tor von Köln und manchmal auch die individuelle Klasse der Gegenspieler wie beim Tor von Wolfsburg.

Das gibt Hoffnung: Dass die Mannschaft grundsätzlich verteidigen kann, haben die vergangenen sechs Spiele gezeigt. Da gab es gerade sieben Gegentore (1,17 pro Spiel). In den neun Partien davor waren es 31 Treffer (3,44 pro Spiel). Grundsätzlich ist eine Entwicklung zu sehen, personell ist die Abwehr zumindest so besetzt, dass sie in der Bundesliga inzwischen mithalten kann.

2. Die Offensive

Hier haperte es zuletzt gewaltig. In den vergangenen acht Spielen gelangen lediglich fünf Tore (0,63 pro Spiel). In den sieben Spielen davor waren es immerhin zwölf Treffer gewesen (1,71 pro Spiel). Bester Torschütze ist der gelernte Flügelspieler Tim Skarke mit vier Treffern. Insbesondere fehlt ein großer Spieler für die Spitze, der auch mal hoch angespielt werden kann, wie einst ein Serdar Dursun, Sandro Wagner oder Dominik Stroh-Engel. Luca Pfeiffer hat trotz seiner Größe seine Stärken hinter den Spitzen. Fraser Hornby fällt nach seiner Operation monatelang aus. Und der im Sommer eigentlich schon ausgewechselte Aaron Seydel kam bislang über ein paar Ansätze nicht hinaus, fiel gegen Wolfsburg zudem wieder einmal mit muskulären Problemen aus.

Das gibt Hoffnung: Im aktuellen Kader nicht viel. Wenn der SV Darmstadt 98 im Winter gezielt nachlegen will, dann ist der Sturm die größte Baustelle. Einen Torjäger, der die Lilien im Alleingang zum Klassenerhalt schießt, wird man wohl nicht finden. Aber einen großen Spieler, der die Bälle festmachen und seine Mitspieler in Szene setzen kann, könnte der Markt hergeben.

3. Die Qualität

Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmt nicht. Entweder spielt die Mannschaft offensiv nach vorne und ist hinten offen wie ein Scheunentor. Oder sie verteidigt diszipliniert und ist vorne harmlos wie ein Kinderchor, sodass ein Tor dem Gegner bereits zum Sieg reicht. „Ein Tor kannst du immer fressen. Aber wir hätten auch mindestens zwei erzielen müssen“, bilanzierte Emir Karic nach der Partie. Das Problem geht jedoch noch weiter. Während die Mannschaft in der vergangenen Zweitliga-Saison die vielen Ausfälle kompensieren konnte, gelingt das mittlerweile nicht mehr. Wenn die Hoffnung in der Offensive auf einem Mathias Honsak als Torschützen lasten oder Fabian Schnellhardt allein für die kreativen Momente sorgen soll, wird klar: Für die Bundesliga reicht offensichtlich die Qualität nicht mehr.

Das gibt Hoffnung: Wenn die Offensive gestärkt wird und die Defensive sich weiter entwickelt und diszipliniert bleibt. Eine große Einkaufstour, um die Qualität insgesamt anzuheben, wird es im Winter aber sicher nicht geben, weil der Kader mit 30 Spielern ohnehin schon sehr groß ist.

4. Die Psychologie

Es fehlt oft nur ein bisschen. Bestes Beispiel: Der glücklose Luca Pfeiffer hatte gegen Wolfsburg den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte jedoch am hervorragend parierenden Gästekeeper. Es ist nicht die erste Szene in dieser Saison, in der Pfeiffer kein Glück hat, wenn man allein an seine Pfostenschüsse denkt. Immer wieder haben die Lilien in den vergangenen Spielen an den Punkten geschnuppert, um am Ende dann doch zumindest sieglos vom Platz zu gehen. Besonders erschütternd ist dabei die Bilanz gegen vermeintlich nicht so starke Teams aus den unteren Tabellengefilden. Aber irgendwann wird aus Pech eben auch Unvermögen. Und irgendwann geht auch der Glaube verloren, dass man es wirklich schaffen kann.

Das gibt Hoffnung: Der SV Darmstadt 98 hat gegen Gladbach, gegen Bremen, gegen Augsburg oder auch gegen Freiburg gezeigt, dass er mithalten kann. Die Mannschaft braucht endlich wieder ein Erfolgserlebnis, damit der Glaube an die eigenen Fähigkeiten wieder zurückkehrt. Um den Text mit einer weiteren Fußball-Phrase auch zu schließen: Die Mannschaft muss endlich mal den Bock umstoßen.

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Bildquellen

  • SVD-wob-2023-24-blog-0040: Arthur Schönbein
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