Trainer Torsten Lieberknecht hofft trotz des drohenden Abstiegs mit dem SV Darmstadt 98 nicht, dass die Stimmung im Umfeld kippt. „Bislang habe ich das Darmstädter Umfeld überhaupt nicht so wahrgenommen, sondern schätze es sehr für den Realismus“, sagte er und fügte an: „Jeder wusste, dass es schwer wird.“ Kritisch merkte er in diesem Zusammenhang jedoch an, dass viele gar nicht mehr wüssten, was sie selbst vor der Saison gesagt hätten. „Wir vergessen auch hier so schnell“, sagte der Lilien-Coach.
Er selbst könne nur sein Bestes geben, seinen Job so gut und authentisch wie möglich machen und die Mannschaft immer wieder aufrichten. „Das tue ich, seit ich hier bin. Ich identifiziere mich komplett mit dem Klub, habe mich ihm so verschrieben wie nur einem anderen Verein in meinem Leben. Alles andere kann ich nicht beeinflussen.“
Mit dem anderen Verein Eintracht Braunschweig, dem er sich als Spieler und Trainer 14 Jahre verschrieben hatte, war er 2014 nach einem Jahr aus der Bundesliga abgestiegen und trotzdem im Amt geblieben. „In Braunschweig hatten die Menschen die 28 Jahre in den Niederungen des Fußballs nicht vergessen. Die haben den Erfolg damals zum allergrößten Teil honoriert und wertgeschätzt. Deswegen war das dort überhaupt kein Thema“, sagte er im Rückblick.
Kontinuität spiele bei ihm eine große Rolle. „Ich habe dabei auch nie meine eigene Karriere im Blick gehabt und mir manchmal damit vielleicht sogar selbst im Weg gestanden“, erzählte er. So hätte er 2013 als Trainer von Braunschweig zu Bremen wechseln können. „Ich habe es nicht gemacht, weil ich mit Braunschweig in die 1. Liga aufsteigen wollte und dieses Ziel damals auch erreicht habe. Und ich habe mich auch nicht als Nachfolger von Thomas Schaaf gesehen, der dort zwölf Jahre sehr erfolgreich war – womöglich auch mit dem Hintergedanken, dass ich mir nicht sicher war, wie lange ich dort Trainer sein würde.“
Den zweiten Teil des großen Interviews mit Torsten Lieberknecht findet ihr hier.
Und hier geht es zu Teil eins des Interviews.
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Bildquellen
- SVD-EBS-2022-23-blog-0075: Arthur Schönbein