Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein über unsinnige Diskussionen um Torhüter Marcel Schuhen beim SV Darmstadt 98:
Für seine Leistung im Spiel gegen Leipzig kam Marcel Schuhen zum zweiten Mal in der laufenden Saison in die Elf des Tages des „kicker Sportagazins“. Die Leserschaft des Lilienblogs wählte ihn bereits zum sechsten Mal Lilien-Spieler des Tages. Und trotzdem wabert seit geraumer Zeit rund um das Böllenfalltor immer mal wieder eine Torhüterdiskussion, die sich bei genauerem Hinsehen als wenig sinnhaft entpuppt.
Unbestritten: Schuhen spielt keine fehlerfreie Saison. Gewisse Defizite in der Strafraumbeherrschung sind offensichtlich. War er in der vorangegangenen Zweitliga-Spielzeit noch einer der besten Keeper der Liga, so ist er mittlerweile die ärmste Sau in einer bisweilen desaströsen Lilien-Defensive. Wobei die Abwehrarbeit allerdings bereits in der Offensive beginnt und damit die gesamte Mannschaft in der Verantwortung steht.
Rufe nach einem Wechsel auf der Torhüter-Position sind oft auch populistisch. Nach dem Trainer hat der Keeper die schwächste Position im Verein. Natürlich lässt sich die Personalie im Tor leichter verändern als zehn Personalien auf dem Feld. Natürlich kann man so ein Zeichen setzen. Klar auch: Ersatzkeeper Alexander Brunst hat gezeigt, dass er da ist, wenn man ihn braucht.
Aber mit einem Torhüterwechsel würden die Probleme des SV Darmstadt 98 nicht gelöst. Im Gegenteil! Vizekapitän Schuhen ist der einzige lautstarke Leader in der Mannschaft. Deswegen hält auch er und nicht Kapitän Fabian Holland oder der von Trainer Torsten Lieberknecht ebenfalls als Typ und Führungsspieler angesehene Klaus Gjasula die Ansprachen im Kreis vor dem Spiel. Eine Versetzung Schuhens auf die Bank würde der Mannschaft die wohl wichtigste Führungspersönlichkeit auf dem Feld nehmen und die Chemie im Team empfindlich stören.
Als der Autor dieser Zeilen vor Saison-Beginn eine Prognose über die sich abzeichnende Hierarchie bei den Lilien-Keepern wagte (mit Schuhen vor Brunst und Morten Behrens), bekam er mehrere verbale Einläufe von einem erzürnten Torwarttrainer Dimo Wache. Tenor: Es gebe keine Erbhöfe, und es gelte nur das Leistungsprinzip. Demnach wäre auch Nachwuchsmann Max Wendt die Nummer eins geworden, wenn er die beste Leistung gebracht hätte.
Wendt hat bislang nicht gespielt und auch sonst ist die Prognose von damals eingetreten. Aber daraus wird deutlich: Auch für das Trainerteam ist Marcel Schuhen weiter der beste Keeper beim SV Darmstadt 98.
Euch gefällt der Lilienblog? Dann gebt uns doch einen aus, unterstützt damit unsere Arbeit und fördert die Medienvielfalt in Südhessen.
Bildquellen
- SVD-fca-2023-24-blog-0053: Arthur Schönbein