Als die Rede auf Christian Streich kam, geriet Torsten Lieberknecht ins Schwärmen. Der scheidende Coach des SC Freiburg sei ein Original, das mit dem Verein die Bundesliga bereichert habe, sagte der Trainer des SV Darmstadt 98. Er wünsche sich deswegen, dass das Darmstädter Publikum Streich bei seinem – zumindest vorerst – letzten Auftritt als Trainer bei der Partie am Böllenfalltor am Sonntag mit Applaus begrüße.
Doch Streich sei nicht allein so erfolgreich gewesen. Er habe eben auch einen Verein im Rücken gehabt, der mit ihm durch Tiefen gegangen sei, betonte Lieberknecht. Das klang wie ein Wink mit dem Zaunpfahl angesichts des nahezu sicheren Lilien-Abstiegs.
Erst Klassenerhalt, dann Abstieg
Anfang Januar 2012 hatte Streich zu Beginn der Rückrunden-Vorbereitung die Position des Cheftrainers als Nachfolger von Marcus Sorg übernommen. Sorg, später immerhin sieben Jahre Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, war nach einer schwachen Hinrunde beurlaubt worden.
Die Rückrunde unter Streich verlief erfolgreich; die Mannschaft verließ die Abstiegsränge und sicherte am 32. Spieltag den Klassenerhalt. Doch dreieinhalb Jahre später – im Sommer 2015 – stiegen die Freiburger als Tabellen-17. aus der Bundesliga ab.
Politik der ruhigen Hand zahlte sich aus
Trotzdem hielt der Verein an Streich fest – und diese Kontinuität zahlte sich aus. Zunächst gelang 2016 der sofortige Wiederaufstieg, dann festigte sich Freiburg als Bundesligist. Die vergangenen beiden Spielzeiten belegten die Breisgauer Rang sechs und Rang fünf. Auch in der laufenden Spielzeit besteht noch Hoffnung, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren.
Das ist eine bemerkenswerte Leistung für einen Verein, der nicht zu den Schwergewichten der Liga gehört oder Konstrukt von Investoren ist. Es ist der Lohn für eine weitsichtige Politik der ruhigen Hand, die auch bei Rückschlägen nicht gleich alles über den Haufen wirft.
In Darmstadt wünschen sich die Verantwortlichen eine ähnlich langfristige und möglichst erfolgreiche Entwicklung. Auch deswegen hatte man den Vertrag Lieberknechts bereits vor Saisonbeginn vorzeitig bis 2027 verlängert. Aber natürlich sind die Möglichkeiten am Böllenfalltor noch deutlich bescheidener sind als in Freiburg, das allein in 15 der vergangenen 20 Jahre in der Bundesliga spielte.
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Bildquellen
- scf-SVD–2023-24-blog-0044: Arthur Schönbein