Als Christian Streich nach Abpfiff den Weg in die Kabine antrat, brandete Applaus am Böllenfalltor auf. Sogar auf der Haupttribüne erhoben sich zahlreiche Fans des SV Darmstadt 98 und beklatschten den scheidenden Trainer des SC Freiburg. Es war ein Zeichen des Respekts für einen Mann, der mehr als zwölf Jahre lang den deutschen Fußball mit seiner reflektierten, bescheidenen und menschlichen Art geprägt hatte.
Entsprechend seinem Naturell fiel auch Streichs Reaktion aus, als er darauf angesprochen wurde, dass es doch nicht selbstverständlich sei, wenn das Heimpublikum den gegnerischen Trainer nach einem Auswärtssieg so verabschiede. „Das spricht weniger für mich als für die Menschen hier“, sagte der 58-Jährige. „Da sieht man auch, was für eine Kultur in diesem Verein und in dieser Stadt herrscht. Da kann ich mich nur bedanken. Das ist außergewöhnlich. Danke schön.“
Was oft vergessen wird: Streich hat in Freiburg nicht nur sonnige Zeiten erlebt, ist mit dem Verein auch 2015 aus der Bundesliga abgestiegen. Und gerade mit dieser Erfahrung konnte er auch den Lilien Mut machen, die den Abstieg in dieser Saison mit größter Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr abwenden können.
Streich: Darmstadt spielt guten Fußball
„Das sage ich jetzt nicht, weil Darmstadt da steht, wo sie stehen. Ich schaue mir Darmstadt gerne an, weil Darmstadt guten Fußball spielt“, sagte er. „Wir waren heute glücklicher Sieger. Nicht unbedingt der verdiente. Das ist die Wahrheit.“
Der SV Darmstadt 98 habe angesichts der vielen Verletzungen nicht die Breite gehabt, diese Spieler zu ersetzen, und auch nicht das nötige Glück, um mehr Siege zu holen. „Ein Bundesliga-Spiel ist saumäßig schwer zu gewinnen, wenn du nicht diese Dichte und die finanziellen Möglichkeiten hast wie so viele anderen Mannschaften“, stellte Streich klar. Das sei auch in Freiburg jahrelang so gewesen.
Stabilität und das Publikum – was für Streich Kraft gibt
In Freiburg sei man nach dem Abstieg 2015 zusammengeblieben, habe sich mit Vincenzo Grifo und Maximilian Philipp gezielt verstärkt, eine gute Saison gespielt und sei postwendend wieder aufgestiegen. „Eine Garantie, dass du gleich wieder aufsteigst, hast du aber keine, weil die 2. Liga zu stark ist“, sagte Streich und fügt an: „Fragen sie mal den HSV. Das meine ich nicht ironisch.“ Der Druck im Sport sei da „brutal“.
Doch wenn Darmstadt die Stabilität erhalte und auf dem eingeschlagenen Weg weitermache, mit den Strukturen, dem Stadion und dem Publikum (O-Ton Streich; „so viele anständige Leut“), gebe das viel Kraft. Das habe er auch in Freiburg erlebt. „Dann bin ich fest davon überzeugt, dass es hier gut weitergeht, weil es gut ist. Hört sich komisch an, aber das ist so.“
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Bildquellen
- SVD-fcb-2023-24-combi-medien-0005: Arthur Schönbein
Die Lilien (Symbol nicht zu verwechseln mit einer geschälten Banane) sollten mal wieder gegen Bad König spielen. Das bringt vielleicht wie im letzten Jahr ein Erfolgserlebnis und gute Laune.
Verfolge das seit 71 Jahren…….