Website-Icon Lilienblog

Marcel Schuhen: Ich habe jedes Spiel genossen

Marcel Schuhen, VfL Wolfsburg - SV Darmstadt 98

Marcel Schuhen, VfL Wolfsburg - SV Darmstadt 98

Nach dem letzten Saisonspiel des SV Darmstadt 98 in Dortmund zog Torhüter Marcel Schuhen eine Saisonbilanz. Zudem sprach er über bewegende Abschiede, äußerte sich zu seiner Auseinandersetzung mit Christoph Klarer und erörterte die angemessene Trikotfarbe.

Marcel, wie lautet dein Fazit zum 0:4 gegen Dortmund?

Ich glaube, wir haben uns vernünftig verkauft.

War das die richtige Antwort auf den vergangenen Sonntag mit dem 0:6-Heimdebakel gegen Hoffenheim?

Aus Sportlersicht ist es ehrlich gesagt nach einem 0:4 schwierig, das so zu sagen. Das glaubt mir kein Mensch. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich immer probiere, Spiele zu gewinnen. Aber ich glaube, die Art und Weise des Verkaufens, des Spielens, des Gasgebens gegen den Gegner waren heute in Ordnung.

Das Spiel war doch in gewisser Weise symptomatisch für die Saison: Ihr seid am Anfang sehr forsch draufgegangen, habt das Spiel zunächst bestimmt. Aber es reicht nicht für mehr. Dann kannst du dem ersten Tor nur hinterherschauen und beim zweiten Tor lässt sich die Mauer von Marco Reus überspielen …

Ja, das ist gut zusammengefasst. Wir waren mutig, haben probiert, Gas zu geben. Dortmund hatte schon den einen oder anderen Moment, in dem es hinten rausspielen musste und ein bisschen Glück hatten. Gerade der Freistoß von Reus war absolute Weltklasse. Den Ball aus 16 Metern über eine gefühlte Zwei-Meter-Mauer zu spielen … wir kennen nicht viele, die das machen. Aber eigentlich waren alle Tore individuell sehr gut rausgespielt. Ich tue mich schwer, zu sagen, dass es heute irgendwie ordentlich war. Aber es war auch nicht so, dass wir noch mehr Donner über unsere Köpfe bekommen haben. Deswegen: Die Saison ist rum. Jetzt geht es darum, sich zu sammeln und dann wieder Gas zu geben.

Bist du denn froh, dass es vorbei ist jetzt?

Auf gar keinen Fall. Ich habe jedes Bundesliga-Spiel genossen. Auch das heute. Ich habe es genossen, vor diesem Publikum zu spielen, vor diesem Stadion, auf diesem Rasen, gegen diese Mannschaft. Dafür habe ich als kleiner Junge angefangen, Fußball zu spielen. Und ich werde niemals sagen, dass ich glücklich und froh bin, dass es vorbei ist. Auf gar keinen Fall. Klar, es ging heute für uns um nichts mehr. Aber es ging darum, ein Bundesligaspiel beim BVB zu spielen. Davon habe ich immer geträumt. Und deswegen war ich froh, dass ich heute hier noch mal die Handschuhe anziehen durfte.

Was machst du jetzt nach der Saison, um runterzukommen? 

Ich werde nach Hause kommen, da habe ich zwei Kinder. Die werden alles von Papa abverlangen. Die Zeit wird meistens anstrengender als die, wenn man Training hat oder Spiele. Ich freue mich aber riesig auf die Zeit, weil die das Allerwichtigste ist. Man merkt gerade in so einem Jahr, welche Leute wirklich für einen da sind. Und die Familie ist immer da. Ich probiere besonders jetzt, wenn ich Zeit habe, meinen Kiddies und speziell meiner Frau etwas zurückzugeben.

Wie besonders war die Verabschiedung von Marco Reus heute für dich?

Das ist einfach das Geile am Fußball, auch das Geile am Pott. Die Leute haben hier genauso ein feines Gespür wie unsere Leute zu Hause, die heute mit unglaublichen 6.000 Leuten hier waren. Wahnsinn. Und es ging bei Reus einfach darum, einem verdienten Spieler die Wertschätzung zu geben, die er verdient hat. Das haben die Leute gebührend gemacht. Eine große Karriere geht in Deutschland zu Ende. Ich weiß nicht, was er jetzt noch macht. Aber er ist ein unglaublich guter Spieler.

Ihr seid nach dem Spiel zu euren Fans gegangen. Das war die letzten Wochen nicht immer einfach. Heute wirkte das deutlich versöhnlicher. Wie hast du es wahrgenommen?

Genau so. Wir hatten die Aktion mit dem Plakat, was die Leute gut honoriert haben. Wenn wir uns heute anders verkauft hätten, dann hätten wir das sein lassen können. Aber es war vom Einsatz heute okay, so wie es normalerweise immer sein sollte. Und es war eben ein Fußballfest für den Herren mit der Nummer 11 beim Gegner und deswegen auch für alle – neutrale Fußballfans, Dortmund-Fans und auch Lilien-Fans –  ein vernünftiges Ende.

Nach dem Heimspiel gegen Hoffenheim bist du mit Christoph Klarer aneinandergeraten. Ist das ausgeräumt?

Ja, auf jeden Fall. Das sind Momente, die im Fußball dazugehören. Wir haben sofort gesprochen. Ich bin jemand, der solche Dinge gerne direkt bespricht und klärt. Emotionen gehören dazu. Aber das war nicht in Ordnung von mir. Deswegen habe ich mich direkt bei ihm entschuldigt und das sofort aus der Welt geschafft.

Die vorangegangenen beiden Spiele warst du auf der Bank. War das eine klare Absprache?

Alex (Alexander Brunst) hat sich das verdient, das war eine ganz klare Absprache auch mit mir. Es war klar und sauber kommuniziert, weil er eben gute Arbeit geleistet hat. Das gehört zum Torwart-Team einfach mit dazu. Weil wir leider frühzeitig abgestiegen sind, hat Alex sein Bundesligaspiel zwei und drei dazu bekommen – und dabei eben auch mal ein Heimspiel in der Bundesliga.

Den Großteil der Saison hast du in einem gelben Torhüter-Trikot gespielt. Heute ganz in Weiß. Das war wohl dem Gegner geschuldet? 

Genau. Da waren ja schon elf Gelbe. Deswegen war am ersten Spieltag schon klar, dass ich am letzten Spieltag in Dortmund in Weiß spielen möchte, weil ich gerne in weiß spiele. Aber es hat auch nicht wirklich geholfen.

Aber nächste Saison sehen wir Marcel Schuhen dann wieder im gewohnten Gelb? Oder planst du etwas Anderes?

Da müsst ihr euch von der Merchandising-Abteilung überraschen lassen. Ich will ja nicht zu viel verraten, was da vielleicht passiert.

(Aufgezeichnet in der Mixed Zone mit Marcel Schuhen nach der Partie gegen Dortmund) 

Im Lilienblog steckt viel Arbeit. Für euch ist unser vielfältiges Angebot rund um den SV Darmstadt 98 kostenfrei und soll das auch bleiben. Deswegen: Unterstützt uns HIER!

 

Bildquellen

  • wob-SVD-2023-24-blog-0001e: Arthur Schönbein
Die mobile Version verlassen