Das dunkle Haar ist stoppelkurz rasiert, der ebenso dunkle Bart nur unwesentlich länger. Dazu ein düsterer Blick und eine imposante Größe von 2,01 Metern. Aleksandar Vukotic wirkt auf den ersten Blick respekt- bis furchteinflößend. Nicht die schlechtesten Eigenschaften für einen Abwehrspieler. Doch im Interview ist der Neuzugang des SV Darmstadt 98 offen, freundlich und lächelt viel. „Ich denke, dass sind wirklich zwei verschiedene Personen: Ich auf dem Platz – und ich neben dem Platz“, sagt er zu diesem Gegensatz.
Der gebürtige Serbe spielte nur in der Jugend in seinem Heimatland, wechselte dann nach Bosnien-Herzegowina und später nach Belgien. Im vergangenen Sommer schloss er sich dem SV Wehen Wiesbaden an. In der abgelaufenen Saison war er einer der besten Innenverteidiger der 2. Liga.
Doch nach dem Abstieg in der Relegation mit dem SVWW war für Vukotic, der kommende Woche 29 Jahre alt wird, klar, dass er nicht in die 3. Liga gehen wollte. „Ich hatte ein paar Optionen in der 2. Liga“, sagt er. „Aber dass es dann gleich ein Verein vom Kaliber Darmstadts werden würde, hatte ich nicht gedacht.“
Fernie spielte wichtige Rolle bei Wechsel
Bei der Entscheidung für die Lilien habe dann auch der Kontakt mit Paul Fernie eine Rolle gespielt. Der war in Wiesbaden Sportlicher Leiter, ehe er im Frühjahr vom SV Darmstadt 98 abgeworben wurde. „Ich habe gewusst, dass hier etwas Positives ist, wenn Paul hier ist. Und dass hier etwas wachsen wird.“ Deswegen habe er auch nicht viele Gespräche führen müssen. „Das ist hier ist ein Traditionsverein. Das hat es mir auch leicht gemacht, hier zu unterschreiben.“
Der erste Eindruck bei den Lilien sei gut, sagt er auf Englisch. Deutsch falle ihm noch sehr schwer. „Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Aber ich werde mein Bestes tun. Versprochen.“ Derzeit helfen Matej Maglica und Filip Stojilkovic, die beide ihre Wurzeln im früheren Jugoslawien haben, mit der Sprache und beim Einleben.
Noch wohnt er in Wiesbaden, sucht aber mit seiner Frau und dem dreieinhalb Jahre alten Sohn eine Bleibe in Darmstadt. Was ihm bei der Radtour mit den Lilien-Spielern durch Darmstadt vergangene Woche besonders gefallen habe, sei die orthodoxe Kapelle auf der Mathildenhöhe gewesen, sagt er. Denn das sei seine Religion.
Ein Abwehrspieler der alten Schule
Sportlich sieht er sich als einen Abwehrspieler der alten Schule: Er verfüge zwar nicht über höchsten Fähigkeiten am Ball, sei aber stark im Zweikampf, in Kopfballduellen und im Tackling. Zudem sei er ein emotionaler Spieler mit einer ausgeprägten Mentalität. Im Testspiel gegen Swift Hesperingen sorgte er mit einer resoluten Grätsche für Szenenapplaus. Mitbekommen habe er das nicht. „Das ist einfach mein Stil“, sagt er. „Ich tue alles dafür, die Zweikämpfe zu gewinnen und der Mannschaft damit so viel wie möglich zu helfen.“
Sein Vorbild als Abwehrspieler ist Nemanja Vidic, der zwischen 2006 und 2014 bei Manchester United spielte und dort zahlreiche Titel gewann. „Man muss sich nur seine Fähigkeiten ansehen. Das spricht für sich. Er ist für mich einer der besten Verteidiger in der Geschichte der Premier League, vielleicht sogar der Beste überhaupt. Und er ist auch aus Serbien.“
„Zu früh, um über Ambitionen zu sprechen“
Für Serbien hat Vukotic ein U23-Auswahlspiel bestritten. Das war ein Testspiel gegen Frankreich, dass mit 2:4 verloren ging. Trotzdem sei es eine schöne Erfahrung gewesen. Theoretisch könne er auch für Bosnien spielen, denn er habe zwei Pässe. Aber die Nationalmannschaft spiele derzeit keine Rolle für ihn. Er konzentriere sich auf den Verein.
Was er mit den Lilien anstrebe? „Es ist noch zu früh, um über Ambitionen zu sprechen“, sagt er. In der Mannschaft stecke auf jeden Fall viel Qualität. Natürlich verdiene es Darmstadt, in der Bundesliga zu spielen. „Aber wir müssen von Spiel zu Spiel denken“, sagt er. Zumindest mit dieser Sichtweise hat er sich bereits gut eingelebt in Darmstadt.
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Bildquellen
- Aleksandar Vukotic, SV Darmstadt 98: Stephan Köhnlein