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Luca Marseiler: Ich bin ein Straßenkicker

Luca Marseiler, SV Darmstadt 98

Luca Marseiler, SV Darmstadt 98

Mit 27 Jahren unternimmt Luca Marseiler beim SV Darmstadt 98 einen weiteren Anlauf im Profifußball. Im Trainingslager sprach der beim FC Bayern ausgebildete Offensivspieler, der von Viktoria Köln ans Böllenfalltor kam, unter anderem über Lieblingspositionen, Verletzungspech, sein BWL-Studium und erklärt, was ein gutes Parfüm ausmacht.

Luca, du bist jetzt rund einen Monat in Darmstadt. Wie sind die ersten Eindrücke vom Verein?

Ich fühle mich auf jeden Fall sehr gut, wurde gut aufgenommen von der Mannschaft. Ich glaube, nach so einem Wechsel braucht man immer ein bisschen, um anzukommen. Aber hier ist es mir relativ leicht gefallen. So kann es weitergehen.

Was war für dich dann ausschlaggebend, den Schritt von Köln nach Darmstadt zu machen?

Darmstadt ist ein riesiger Traditionsverein, gute Fans, gutes Stadion. Der Verein hat nicht umsonst letztes Jahr Bundesliga und die Jahre davor immer in der 2. Liga oben mitgespielt. Das war mir auf jeden Fall wichtig. Und dann hat mir natürlich auch der Trainer ein gutes Gefühl gegeben.

Ein Vereinswechsel war ja schon letzten Winter ein Thema. Unter anderem soll Wehen Wiesbaden interessiert gewesen sein. Ist Paul Fernie, der damals noch für den SVWW gearbeitet hat, so hartnäckig geblieben?

So weit habe ich noch gar nicht gedacht (schmunzelt). Ja, das kann sein. Ich hatte im Winter einige Optionen, aber Viktoria Köln hat mich nicht gehen lassen, weil wir relativ viele Verletzte hatten. Da war der Klassenhalt dann wichtiger als der Verkauf meiner Person. Aber so wie es jetzt gelaufen ist, ist es wahrscheinlich gut. Sonst wäre ich wohl nicht bei Darmstadt.

Wie würdest du dich selbst als Spielertyp beschreiben?

Ich bin ein Straßenkicker. Spiele viel eins gegen eins, Tiefenläufe, Abschlüsse, Dribblings, tödliche Pässe. Am wohlsten fühle ich mich auf der Achter- oder Zehnerposition, also zwischen den Ketten. Ich bin ein Offensivallrounder, würde ich sagen. Letzte Saison habe ich bei Köln sehr viel Positionen gespielt, auch als Außenspieler oder als zweiter Stürmer. Aber ich glaube, am besten zur Geltung komme ich auf der Zehn.

Was hast du dir vorgenommen mit Darmstadt?

Auf jeden Fall erstmal verletzungsfrei zu bleiben, ist das Wichtigste. Dann, dass wir so schnell wie möglich als Team zusammenwachsen. Und dann geht es natürlich darum, eine erfolgreiche Saison zu spielen.

Du bist bei den Bayern ausgebildet worden. Was hast du da mitgenommen?

Ich war fast die ganze Jugend bei Bayern, sieben Jahre. Da nimmst du natürlich das Sieger-Gen mit. Da muss jedes Spiel gewonnen werden. Das wird dir von Tag eins eingetrichtert. Und natürlich die technisch taktische Ausbildung, die ist da schon Spitzenklasse.

Paul Will, der auch bei den Bayern spielte, hat gesagt, das seien dort alle schlechte Verlierer, weil sie alles immer und unbedingt gewinnen wollten. Bist du auch ein schlechter Verlierer?

Ja, ein sehr schlechter Verlierer (grinst).

Die vergangene Saison war in deiner Historie als Profi mit 13 Toren und 9 Assists die beste …

Ja, wobei ich auch in meinem ersten Jahr bei Unterhaching eine gute Saison hatte. Ich war insgesamt drei Jahre in Köln, aber in den ersten beiden Jahren war immer etwas. Jedes Mal, wenn ich gut in Form war, hat mich eine Verletzung aus der Bahn geworfen. Vergangene Saison war ich dann einfach das ganze Jahr fit, hatte keine Verletzungen, keine Blessuren. Wenn man so in einen Lauf kommt und das Vertrauen des Trainers spürt, ist das natürlich immer gut und die Basis für so eine Saison.

Du bist jetzt mit 27 in der 2. Liga angekommen. Würdest du sagen, dass du ein Spätstarter bist?

Ich hatte vorher schon ein-, zweimal die Möglichkeit, habe aber wegen Verletzungen den Sprung nicht geschafft. Einmal habe ich den Sprung nach Paderborn gemacht, da hat es dann aber nicht funktioniert. Aber ich glaube jetzt ist es alles anders. Ich bin erwachsener geworden, reifer, erfahrener. 27 ist doch eigentlich das perfekte Fußballeralter. Ich habe lange darauf hingearbeitet und werde die Chance auf jeden Fall nutzen.

Du hast auch mal Betriebswirtschaftslehre studiert. War das ein Plan B für den Fall, dass es nicht mit dem Fußball klappt?

Meine Option A war schon ganz klar der Fußball. Aber nach dem Abitur hatte ich mal ein Jahr nichts gemacht. Wir Fußballer sind schon privilegiert und haben – abgesehen von der Vorbereitung – schon viel Zeit nebenbei. Die wollte ich einfach nutzen. Und nach meinem Bachelor konnte ich mich dann komplett ohne schlechtes Gewissen auf Fußball konzentrieren.

Du bist mit deinem Bruder auch im Parfüm-Business unterwegs. Wie kam es dazu?

Wir sind beides Parfüm-Liebhaber und wollten unsere eigenen Düfte machen. Außerdem haben wir einen gemeinsamen Freund, der eine eigene Parfümerie hat. So ist das dann zustande gekommen. Die Duft-Serie heißt Yaluma – nach unseren Vornamen: Mein Bruder Yanis, ich Luca und mein großer Bruder Marcel.

Was macht denn gutes Parfüm aus?

Es kommt auf die richtige Zusammensetzung der Herz-, Kopf- und Basisnote an – und auf Langlebigkeit, also eine hohe Duftkonzentration. Es bringt dir nichts, wenn du es aufträgst und nach 25 Minuten nichts mehr davon riechst.

Hast du in Darmstadt schon eine Wohnung gefunden?

Ja, die habe ich relativ schnell bekommen und auch schon fast eingerichtet. Es fehlt nur noch ein Bett, da gibt es Lieferverzögerungen. Ich glaube, das ist sehr wichtig, damit man schnell ankommt.

Und wie gefällt dir Darmstadt?

Ja, ist eine coole Stadt, viele junge Leute. Und man spürt auf jeden Fall die Euphorie für den SV Darmstadt 98. Das war mir auch wichtig.

Das Nachtleben ist im Vergleich zu Köln oder München aber eher überschaubar …

Ja, ich glaube, ich bin jetzt auch in einem Alter, wo man nicht unbedingt jedes Wochenende raus muss. Klar, vielleicht mal nach einem Sieg. Und notfalls kann man dann ja aber auch in eine Nachbarstadt gehen (grinst).

(Korrigierte Version, Vorname Bruder und Parfüm geändert)

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Bildquellen

  • IMG_4142-1: Stephan Köhnlein
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