Leichtigkeit ist für Neuzugang Philipp Förster das A und O für erfolgreichen Fußball. Die fehlt aktuell beim SV Darmstadt 98. Aber auch Förster hat eine Durststrecke hinter sich. Vor zwei Jahren war er einer der besten Vorlagengeber der Bundesliga. Dann war er nach einer für ihn enttäuschenden Saison beim VfL Bochum arbeitslos. Vergangene Woche heuerte er beim SV Darmstadt 98 an. Der Wechsel ist eine Chance für ihn – aber auch für die Lilien, wie bei seinem ersten großen Auftritt vor Journalisten in Darmstadt am Dienstag deutlich wurde.
Philipp, wie war deine erste Woche mit den neuen Kollegen in Darmstadt?
Sehr angenehm. Ich glaube, ich habe mich schnell hier zurechtgefunden. Es macht Spaß, hier zu sein.
Hast du eigentliche schon vorher jemanden gekannt?
Ja, mit Tobi (Tobias Kempe) war ich ein halbes Jahr in Nürnberg und mit Schuh (Marcel Schuhen) waren es zwei Jahre in Sandhausen, wenn ich mich richtig erinnere.
Einen Philipp Förster hätte man nicht unbedingt bei den Lilien erwartet. Vor zwei Jahren warst du noch einer der besten Vorlagengeber der Bundesliga. Und jetzt spielst du im Tabellenkeller der 2. Liga. Wieso ist Darmstadt keine Notlösung?
Die Dinge im Leben verändern sich ständig so, wie sie keiner vorhersehen kann. Es war ein spannender Sommer. Ich habe auf das Bestmögliche gewartet und war mir sicher, dass irgendeine Tür aufgehen wird. Und jetzt ist es tatsächlich so, dass das hier für mich im Moment das Beste ist. Ich habe hier einen super Trainer, ein super Trainerteam, eine super Mannschaft vorgefunden. Nachdem ich die letzte Saison nicht viel gespielt hatte, habe ich hier die Riesenchance, wieder Spielminuten zu sammeln und auf mich aufmerksam zu machen. Aber in erster Linie will ich dem Verein und der Mannschaft zu helfen. Ich glaube, hier ist sehr viel Potenzial. Auch dieses Jahr ist noch einiges möglich. Ich freue mich auf die Zeit, die kommt. Und dann schauen wir mal, wie es weitergeht.
Woran lag es, dass es für dich in Bochum zuletzt nicht lief?
Es gibt immer Erklärungen, aber das möchte ich jetzt hier nicht erzählen. Da spielen sicher andere Personen, andere Faktoren eine Rolle. Ich glaube, es wäre falsch, das hier an dieser Stelle zu bewerten oder zu beurteilen. Ich hatte sicherlich meine Themen, deswegen ist meine Karriere so gelaufen, wie sie gelaufen ist. Aber ich bin immer wieder aufgestanden und werde auch jetzt wieder aufstehen.
Wie ist das für einen Bundesligaprofi im Sommer, wenn man dann erstmal keinen Verein hat? Wie verbringt man die Zeit?
Ich war bei meiner Familie in der Nähe von Sinsheim, und wir waren viel im Urlaub. Ich habe versucht, die Zeit einfach sinnvoll zu nutzen. Davor war nie Zeit, mal im Juli oder August Urlaub zu machen. Und ich habe mich fit gehalten. Ich war fünf Wochen lang beim KSC im Training. Deswegen glaube ich, dass ich auf einem guten Level bin.
Wieso ausgerechnet in Karlsruhe?
Trainer Christian Eichner ist im selben Ort aufgewachsen wie ich. Von daher waren die Wege nicht so weit. Man kennt sich, die Familien kennen sich. Ich habe ihn angerufen und gefragt, und er hat sofort gesagt: „Ja, gar kein Problem.“ Das ist nicht selbstverständlich. Deswegen auch an dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön an ihn. Es hat Spaß gemacht und war für mich auch sehr positiv, weil Mannschaftstraining eben doch etwas Anderes ist, als allein durch die Gegend zu laufen.
Am vergangenen Wochenende hast du gegen Magdeburg dein Debüt für die Lilien gegeben. Wie hat sich das nach der langen Pause angefühlt?
Es hat riesig Spaß gemacht, mal wieder auf dem Fußballplatz stehen zu dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Und ich glaube, ich konnte direkt ein bisschen Schwung in die Mannschaft bringen. Aber wenn man ehrlich ist, dann darf man das Spiel nicht verlieren. Sehr ärgerlich nach den Chancen. Wie gesagt, es ist viel Potenzial in der Mannschaft. Jetzt gilt es, einfach dranzubleiben, weiter Tag für Tag zu arbeiten. Dann werden die Punkte auch kommen. Vielleicht am Freitag schon.
Was hat dir Trainer Florian Kohfeldt eigentlich bei deiner Einwechslung mit auf den Weg gegeben. Man hatte das Gefühl, die Mannschaft ist plötzlich vorne draufgegangen, während in der ersten Halbzeit das Pressing überhaupt nicht funktioniert hat …
Er hat eigentlich nur gesagt, dass ich als zweite Spitze reinkomme. Ich habe versucht, die Jungs mitzunehmen, auch im Spiel gegen Ball. Wir sind dann viel besser angelaufen, haben viel mehr Druck auf den Ball gekriegt und ich hätte fast noch meine erste Torvorlage gegeben. Von daher, schade. Aber ich glaube, wir können darauf aufbauen. Wir können trotzdem am Freitag mit breiter Brust nach Karlsruhe fahren. Und wenn wir an uns glauben und das Spiel durchziehen, dann werden wir dort auch was mitnehmen. Da bin ich mir sicher.
Traust du dir schon mehr zu als die 30 Minuten gegen Magdeburg? Vielleicht sogar schon einen Startelfeinsatz?
Am Ende entscheidest das natürlich der Trainer. Aber ich glaube schon, dass ich so weit wäre.
Was zeichnet Karlsruhe aus?
Karlsruhe ist sicherlich eine sehr gute Mannschaft. Sie haben gute Einzelspieler und eine unfassbare Stimmung im Team. Man spürt, dass da sehr viel positive Stimmung im Training ist. Und das merkt man dann auch auf dem Platz. Die Jungs spielen mit Leichtigkeit, was das A und O ist.
Leichtigkeit vermissen wir hier in Darmstadt im Moment. Du mit deiner Erfahrung: Wie kommt man da wieder hin?
Fußball ist viel Psychologie. In erster Linie muss jeder Einzelne die Leichtigkeit bei sich wiederfinden. Mit Leichtigkeit kannst du viel erreichen. Wenn du nicht so viel nachdenkst, machst du Dinge, die du sonst nicht tust. Das ist ein Punkt, wo wir als Mannschaft wieder hinkommen müssen.
In der Jugend hast du mit Joshua Kimmich beim VfB Stuttgart zusammengespielt. Habt ihr noch Kontakt?
Ja, hin und wieder haben wir Kontakt. Wir haben uns auch oft bei den Spielen gesehen. Man kann nur den Hut ziehen vor seiner Karriere. Er ist ein absoluter Vorangänger. Er liebt es voranzugehen, er liebt es, die Mannschaft mitzuziehen und er hat einen unfassbaren Ehrgeiz. Und ich glaube, dass er das sehr gut macht. Sowohl als Rechtsverteidiger in der Nationalmannschaft und bei den Bayern im Mittelfeld.
Willst du hier in Darmstadt auch zum Vorangeher werden?
Schauen wir mal. Ich bin gut beraten, wenn ich alles reinhaue, was ich anzubieten habe. Dann wird sich das früher oder später von selbst ergeben. Und natürlich habe ich auch ein gewisses Alter, in dem ich die Jungs unterstützen und helfen will, wo ich kann.
(aufgezeichnet in der Medienrunde mit Philipp Förster am Dienstag)
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Bildquellen
- SVD-fcm-2024-25-blog-0024: Arthur Schönbein
- SVD-fcm-2024-25-blog-0032: Arthur Schönbein
Guter Typ, sein Kurzauftritt hat mir gut gefallen … da hätte ich gerne mehr von …