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U21-Kapitän Ballmert: Ich habe gerade 22 Ziehkinder

Markus Ballmert, SV Darmstadt 98

Markus Ballmert, SV Darmstadt 98

Beim Testspiel des SV Darmstadt 98 gegen Fulda-Lehnerz durfte Markus Ballmert eine Halbzeit bei den Profis in der Defensive aushelfen. Ein Zeichen der Anerkennung von Chefcoach Florian Kohfeldt für den 30-Jährigen. Eine Option für die erste Mannschaft ist der defensiver Mittelfeldspieler jedoch nicht. Er wird als Kapitän der zweiten Mannschaft gebraucht, wo er die Erfahrung von über 170 Profispielen in der 2. und 3. Liga einbringt. Im Lilienblog-Interview spricht Ballmert über seine Rolle in der U21, seine Zeit unter Torsten Frings in Meppen und den “dicken Hintern“ von Nationalspieler Deniz Undav.

Markus, aktuell spielst du für die U21 des SV Darmstadt 98 in der Hessenliga. Aber du hast auch sechs Jahre lang in Meppen gespielt. In der Zeit hast du unter anderem mit dem ehemaligen Lilien-Trainer Torsten Frings zusammengearbeitet. Was hast du von ihm mitnehmen können?

Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihm. Er ist ein sehr guter Trainer und ein cooler Typ. Ich glaube, dass man unter einem Trainer, der selbst so erfolgreich Fußball gespielt hat, immer etwas lernen kann. Die Zeit mit ihm in Meppen war zwar nicht so erfolgreich. Aber ich finde, dass das nicht immer alles am Trainer liegt. Auch wenn das der eine oder andere von außen gerne mal sagen möchte.

Du hast in Meppen auch mit dem heutigen Nationalspieler Deniz Undav zusammengespielt …

Das war klar, dass das kommt (lacht). Ja, das ist richtig.

War damals so offen und locker, wie er heute rüberkommt? Und vor allem: War damals schon abzusehen, dass er mal sportlich so einen Weg macht?

Vom Typ war er schon immer so. Ein gesundes Selbstvertrauen und eine sehr lockere Art, aber trotzdem sehr reflektiert. Dass er sportlich so einen Weg geht, da gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu. Aber auch in Meppen hat er in der einen Saison die 3. Liga zerbombt. Man hat damals schon gesehen, dass er eine unglaubliche Qualität hat. Er ist ja als Stürmer nicht nur gut vor dem Tor, sondern hat auch ein sehr gutes Spielverständnis und seinen dicken Hintern, den er da immer reinstellt (lacht). Da prallen jetzt auch auf dem aktuellen Niveau die Gegenspieler reihenweise ab. Ich freue mich für ihn, dass er diesen Weg geschafft hat. Und ich darf regelmäßig über ihn und unsere gemeinsame Zeit erzählen (grinst).

Nach deiner Zeit in Meppen warst du dann kurz vereinslos …

Kurz ist relativ. Das war ein halbes Jahr. Es fühlt sich in dem Moment nicht ganz so kurz an.

Kaufmännische Umschulung statt Profikarriere – Markus Ballmert arbeitet in der Geschäftsstelle der Lilien.

Was geht einem da durch den Kopf? War da der Gedanke: Jetzt ist es rum mit Fußball, und ich muss mir etwas Neues suchen? Oder hast du nochmal geschaut, ob sich noch eine Möglichkeit im Fußball ergibt?

Ich habe gehofft, dass die Möglichkeit nochmal kommen würde, im Profifußball zu bleiben. Dann gingen die ersten zwei Wochen rum. Dann waren es auf einmal zwei Monate. Und dann kam irgendwann der Moment, an dem man sich Gedanken macht, wie das weitergeht.

Wie kam es dann zu deinem Wechsel nach Darmstadt?

Es ist, wie es im Fußball dann hin und wieder mal ist: Man kennt einen, der einen anderen kennt. Björn Müller war Co-Trainer unter Torsten Frings in Meppen und arbeitet heute als sportlicher Leiter für das Nachwuchsleistungszentrum. Ich hatte mir gesagt, ich muss mir eine Alternative zum Vollprofitum suchen. Da gab es für mich die Idee, eine kaufmännische Umschulung oder Ausbildung zu machen, um im Fußball zu bleiben. Ich habe über Björn gefragt, ob ich eine kaufmännische Umschulung auf der Geschäftsstelle machen könnte. In einem Gespräch hat er mir dann auch von den Plänen erzählt, dass der Verein wieder eine U21 in der Hessenliga an den Start bringen wollte. Und dann hat er mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, nebenbei noch Fußball zu spielen. Das war ein glücklicher Zufall, dass ich noch auf gutem Niveau in einer Mannschaft mit gewissen Ambitionen spielen und mich gleichzeitig durch die Umschulung darauf vorbereiten kann, wie ich in den nächsten 30 bis 40 Jahren meine Brötchen verdienen kann.

Nun spielst du in einer Mannschaft, in der der älteste Spieler nach dir 21 Jahre alt ist. Wie ist das, sozusagen der Papa der Mannschaft zu sein?

Es ist eine Aufgabe, aber man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben. Ich habe gerade 22 Ziehkinder, auf die ich aufpassen muss (schmunzelt). Es macht aber auch großen Spaß, und es ist jetzt auch nicht so, dass ich mich da völlig fehl am Platz fühle. Ich würde sagen, dass ich auch relativ jung geblieben bin, vor allem vom Kopf her. Deshalb passe ich da ganz gut rein. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ich mit den paar Tagen, die ich schon mehr auf dem Buckel habe und den Erfahrungen, die ich sammeln durfte, den jungen Wilden das eine oder andere mitgeben kann.

Welche Ratschläge gibst du den Jüngeren? Kommen Sie auch mal auf dich zu und fragen nach Rat? 

Auf dem Platz sage ich ihnen vieles, was vielleicht besser zu machen wäre oder was eine alternative Möglichkeit wäre, weil ich natürlich möchte, dass die Jungs sich verbessern. Und wenn wir als Mannschaft besser werden, dann gewinnen wir auch mehr, was immer schön ist.

Bist du zufrieden mit der aktuellen sportlichen Situation?

Da bin ich etwas geteilter Meinung. Auf der einen Seite haben wir vielleicht ein paar Punkte zu wenig, die wir verdient hätten oder haben könnten, wenn das eine oder andere besser gelaufen wäre. Aber ich finde, dass wir in den meisten Spielen eine richtig gute Leistung gebracht haben. Es war in vielen Spielen so, dass wir in vielen Aspekten die bessere Mannschaft waren, aber diese guten Leistungen nicht in Punkte ummünzen konnten. Aber trotzdem glaube ich, dass das eine Sache ist, die noch ein paar Tage Zeit braucht, weil wir eben so eine junge Mannschaft sind. Wichtig ist, dass wir täglich, wöchentlich, monatlich lernen und weiterkommen und dann irgendwann in der Lage sind, die Fehler, die wir am Anfang gemacht haben, abzustellen oder zu minimieren.

Ein Blick auf das Stadion, in dem er womöglich nie spielen wird – U21-Kapitän Markus Ballmert.

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