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Beim Testspiel gegen Fulda-Lehnertz führte Andreas Müller den SV Darmstadt 98 etwas überraschend im zweiten Durchgang als Kapitän aufs Feld. Trainer Florian Kohfeldt führte zwei Gründe dafür an: „Zum einen war er von den Spielern auf dem Platz schlichtweg derjenige, der am längsten im Verein ist“, sagte der Coach über den 24 Jahre alten Mittelfeldspieler, der im Sommer 2023 vom 1. FC Magdeburg ans Böllenfalltor gewechselt war. Auf der anderen Seite solle er aber auch zur neuen Achse von Führungsspielern zählen. „Von daher war das logisch, dass er das heute macht“, erklärte Kohfeldt.

Der SV Darmstadt 98 befindet sich mitten in einem Change-Prozess, wie Sportdirektor Paul Fernie kürzlich betont hat. Und dieser Veränderungsprozess betrifft auch die Führungsspieler. Denn mehrere der langjährigen Lilien-Leader können diese Rolle nicht mehr so ausfüllen wie bisher:

  • Klaus Gjasula war im Sommer noch mit der albanischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft und führte die Lilien in den ersten beiden Liga-Spielen als Mannschaftskapitän aufs Feld. Dabei überzeugte er allerdings nicht, seine Geschwindigkeitsdefizite werden immer offensichtlicher. Insbesondere beim 1:3 gegen Paderborn hatte er einen rabenschwarzen Tag. Seither kam der Defensivspieler, der im Dezember 35 Jahre alt wird, gerade noch auf zwei Kurzeinsätze.
    Tobias Kempe, SV Darmstadt 98 - 1. FC Magdeburg

    Bislang kein Startelf-Einsatz in der laufenden Saison – der 35-jährige Tobias Kempe.

  • Tobias Kempe ist eine lebende Lilien-Legende. 2015 schoss er den Verein am letzten Spieltag in die Bundesliga. Vier Jahre später bewahrte er die Lilien ebenfalls am letzten Spieltag vor dem Absturz in die 3. Liga. Hinzu kommen weitere wichtige Tore und Vorlagen. Doch Kempe ist mittlerweile 35. Nach wie vor hat er seinen Wert für die Mannschaft, wie er zuletzt nach seiner Einwechslung in Karlsruhe zeigte. Die nötige Power für einen Startelf-Einsatz trauten ihm jedoch weder Kohfeldt noch Vorgänger Torsten Lieberknecht diese Saison bislang zu.
  • Christoph Zimmermann war in der Aufstiegssaison 2022/23 zentraler Spieler in der besten Abwehr im deutschen Profifußball. Doch seit mehr als einem Jahr schleppt sich der mittlerweile 31-Jährige von Verletzung zu Verletzung und kommt einfach nicht auf die Beine. Gerade eine Einwechslung in der Liga und eine weitere im Pokal stehen bislang für ihn in dieser Saison zu Buche. Auch beim Testspiel am vergangenen Dienstag gegen Fulda war er nur in Zivil dabei. Sollte nicht zeitnah eine Besserung eintreten, will man ihn zunächst komplett für einige Zeit aus dem Trainingsbetrieb nehmen.

Kohfeldt ist das bewusst, er peilt eine neue Führungsstruktur im Team an und hat diese potenziellen Akteure besonders im Visier:

  • Clemens Riedel wurde bereits von Vorgänger Lieberknecht zum Kapitän befördert. Aber auch Kohfeldt schätzt den 21 Jahre alten Abwehrspieler sehr, wie er mehrfach betonte. Auch deswegen hat er ihm die Kapitänsbinde gelassen – trotz einiger Patzer in der Defensive in den vergangenen Spielen. Im Spiel nach vorne ist Riedel auf jeden Fall ein Spieler, der die Mannschaft antreiben kann, wie er bereits mehrfach bewiesen hat.
    SV Elversberg - SV Darmstadt 98

    Geht voran – seit dem dritten Saisonspiel ist Clemens Riedel (21) Mannschaftskapitän.

  • Kai Klefisch kam vom SC Paderborn zu Saisonbeginn. Er ist einer, der vorangeht, wie er gegen den Karlsruher SC eindrucksvoll belegte, der aber auch noch einige Defizite gerade im Defensivverhalten zeigt. Kohfeldt schätzt den Spieler und bremst zugleich die Erwartungen, dass er sofort eine Führungsrolle ausfüllen kann: „Warten wir’s mal ab“, sagt der Coach. „Aber er bringt auf jeden Fall viele Eigenschaften mit, um das auszufüllen.“
  • Andreas Müller benötigte die erste Saison in Darmstadt zur Akklimatisierung und fliegt auch jetzt noch bei manchen Beobachtern etwas unter dem Radar. Seit dem zweiten Spieltag der aktuellen Saison stand er jedoch in jeder Partie in der Startelf. Der 1,73 Meter große Defensivspieler ist laufstark, bissig im Zweikampf und fordert immer wieder den Ball.
  • Paul Will startete stark. Auch Kohfeldt sieht viel Potenzial in dem früheren Dresden- und Bayern-Spieler. Mit Blick auf die Balleroberung ist Will wohl der stärkste Mittelfeldspieler im Kader der Lilien. Doch nach seinem Kreuzbandriss ist mit dem 25-Jährigen in der laufenden Saison kaum noch zu rechnen.
  • Philipp Förster ist der wahrscheinlich beste Fußballer im Kader des SV Darmstadt 98. Nachdem sein Vertrag bei Bundesligist Bochum im Sommer nicht verlängert worden war, war er einige Monate arbeitslos, ehe er sich den Lilien anschloss. Förster kann die Mannschaft schon jetzt in der Offensive führen. Aber ob er über die Saison hinaus eine Option für die Lilien bliebt, ist fraglich. Er will sich bei den Lilien wieder für höhere Aufgaben empfehlen, wie er durchblicken ließ.

Alle genannten Spieler brauchen noch Zeit, um in eine Führungsrolle in der Mannschaft hineinzuwachsen. Auch deswegen bremsen die Verantwortlichen bei den Lilien die Erwartungen für die laufende Saison. Mit Platz zwölf wäre man bereits zufrieden, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Es gehe darum, die Mannschaft zunächst zu stabilisieren, stellte auch Sportdirektor Fernie klar. Wenn das gelingt, wollen die Lilien-Offiziellen in der kommenden Saison allerdings auch wieder offensivere Ziele anpeilen.

Die Suche nach neuen Führungsspielern ist nur eine der aktuellen Baustellen beim SV Darmstadt 98. Hier geht es zum Beitrag „Auf der Suche nach der Fitness“.

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Bildquellen

  • SVD-fcm-2024-25-blog-0041: Arthur Schönbein
  • elv-SVD-2024-25-blog-0001de: Arthur Schönbein
  • IMG_2024-10-13-140811: Arthur Schönbein/Collage Stephan Köhnlein

Ein Kommentar

  • MAX1898 sagt:

    Bei Gjasula frage ich mich immer noch, warum hier der Vertrag verlängert wurde. Eigentlich hätte man im Zuge der kompletten Neuausrichtung der Mannschaftsstruktur auch hier den Vertrag auslaufen lassen sollen. Einen Mehrwert, rein sportlich betrachtet, hat die Vertragsverlängerung bislang noch nicht gehabt.
    Die angesprochenen Defizite in der Geschwindigkeit sind ja nicht über Nacht vom Himmel gefallen. Die hatte er ja schon immer. Ich sehe ihn derzeit auch nicht als ein Faktor für unser Spiel, sondern eher gegenteilig als potentielles Risiko. Ich will gar nicht seine Leistungen für die Lilien in der Vergangenheit klein reden, habe aber bei jedem Einsatz immer ein ungutes Gefühl.

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