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Während im Vordergrund die Mitspieler Interviews gaben, huschte Fraser Hornby im Hintergrund in die Kabine unter der Haupttribüne des Böllenfalltors. Der Spieler des Spiels zog es nach dem 5:1 gegen Köln vor zu schweigen.

Auf dem Platz hatte der 25 Jahre alte Schotte zuvor jedoch Taten sprechen lassen: Die ersten beiden Lilien-Tore erzielte er selbst, den dritten Treffer legte er seinem Sturmpartner Isac Lidberg auf. Es waren die ersten beiden Pflichtspieltore des Angreifers vor heimischer Kulisse am Böllenfalltor in knapp eineinhalb Jahren.

Für Hornby muss es Balsam auf die Wunden der vergangenen Monate gewesen sein. Im Sommer 2023 war er gekommen, plagte sich von Anfang an mit Blessuren herum, bis eine Sprunggelenkoperation im vergangenen Herbst seine Saison frühzeitig beendete. In diesem Sommer machte er die Vorbereitung mit, hatte aber auch da Rückschläge und wirkte oft unbeweglich und ohne Bindung.

Viel Kredit hatte der beim FC Everton ausgebildete Angreifer bei einem großen Teil des Darmstädter Publikums nie. Da halfen auch die Lobeshymnen von Sportdirektor Paul Fernie, Ex-Coach Torsten Lieberknecht und dessen Nachfolger Florian Kohfeldt nicht. Ihre Aussagen wurden bisweilen als Schönreden eines scheinbaren Fehleinkaufs abgetan.

Schon länger in Kohfeldts Visier

Kohfeldt hatte Hornby schon länger auf dem Schirm. Im Sommer 2023 wollte er ihn unbedingt nach Eupen holen – seine vorherige Trainerstation in Belgien. Zuvor hatte der Angreifer beim Ligakonkurrenten KV Oostende auf sich aufmerksam gemacht. „Doch Darmstadt hatte einfach mehr Geld“, sagt er augenzwinkernd und fügt grinsend an: „Aber jetzt haben wir uns ja hier gefunden.“

Die geringe Wertschätzung für Hornby beim Darmstädter Anhang sei ihm gleich bei seinem ersten Heimspiel gegen Braunschweig aufgefallen: „Da bin ich stutzig geworden, weil ich gemerkt habe, dass es schon beim Warm-up Szenen gab, die für Fraser unangenehm waren.“

„Gerade die Heimspiele haben etwas mit Fraser gemacht“

Bemerkenswert sei gewesen, dass man Hornby selbst diese sicherlich belastende Stimmung auf den ersten Blick nicht angemerkt habe. „Fraser war nicht in einem totalen Tief, als ich kam. Es war nicht so, dass ich in die Einzelbetreuung gehen musste“, sagt der Coach. Trotzdem habe er immer wieder Gespräche mit dem Spieler geführt.

SV Darmstadt 98 - 1. FC Köln

Als würde eine Last von den Schultern fallen – Fraser Hornby nach seinem 1:0 gegen Köln

„Gerade die Heimspiele haben etwas mit Fraser gemacht. Deswegen war das jetzt mit dem Spiel gegen Köln total wichtig für ihn“, sagt der Lilien-Coach. „Aber ich glaube, es war für ihn auch wichtig zu sehen, dass er gerade nach dem Magdeburg-Spiel, das sehr schlecht war, weiter mein Vertrauen hat, solange er alles reinwirft.“

Auch wenn Hornby nicht sprechen wollte – sein gesamter Habitus zeigte, welcher Druck von ihm während des Spiels abfiel. Und nach seinem ersten Tor wanderte seine Hand kurz Richtung Ohr – eine Geste, die deutlich machte, dass er die vorangegangene Häme von den Rängen durchaus wahrgenommen hatte.

Kein Freibrief – große Konkurrenz im Lilien-Sturm

Mit drei Toren und zwei Assists in den vergangenen vier Spielen ist Hornby einer der großen Gewinner des Trainerwechsels. Dennoch hat er damit keinen Freibrief. „Er muss trotzdem weiter liefern. Die anderen machen das nämlich auch sehr gut“, sagte Kohfeldt,.

Dabei hob der Lilien-Trainer besonders Fynn Lakenmacher hervor, der für Hornby gekommen war. Der Sommerneuzugang von 1860 München hatte sich in jeden Zweikampf geworfen und viele Bälle festgemacht. „Für mich war Fynn heute eine unfassbar gute Einwechslung“, lobte er den 24-Jährigen.

Und Lakenmacher ist nicht der einzige Spieler, der den Konkurrenzkampf in der Lilien-Offensive anheizt. Gegen Köln gab Oscar Vilhelmsson nach mehrwöchiger Verletzungspause sein Comeback. Der 21 Jahre alte Schwede hatte in den ersten drei Saisonspielen (einschließlich Pokal) zwei Tore geschossen und galt bis zu seinem Ausfall als gesetzt.

(aktualisierte Version, macht deutlicher, dass Hornby seine ersten Heimtore erzielt hat und Vilhelmsson auch im Pokal getroffen hat)

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Bildquellen

  • DSC_9006: Foto: Roland Holschneider
  • DSC_8998: Foto: Roland Holschneider

19 Kommentare

  • Da müssen wir nach seinen 2 Toren gestern wohl Abbitte leisten .
    In diesem Sinne
    LILIEBLUEHEART

  • Ottmar Arnd sagt:

    Ich denke.. das ist die klügste Reaktion, die Hornby zeigen kann. Jetzt-wegen dreier Tore und 1 guten Spiel-gross rum zu tönen wäre extrem kontraproduktiv,nach bislang langer Verletzungsgeschichte und eher unglücklichen Aktionen in den Spielen bis gestern. Er macht es richtig. Und wenn er weiter an seiner Performance arbeitet und eine gewisse Kontinuität reinbringen kann, wäre das Klasse für ihn, fürs Team und für seine Akzeptanz bei den Fans…ich wünsche es ihm von Herzen

  • Frank Hofmann sagt:

    Er kam – sah – siegte…

    Fraser und Isac werden das neue Traumduo am Bölle. Pfeiffer und Tietz, Stroh-Engel und Sailer. Die Schwedische Schottensturm zündet jetzt den Booster an der Lilienrakete.

  • Klaus aus B. sagt:

    Naja. Mal langsam. Das war gestern jetzt ein gutes Spiel. Ohne Frage. Aber jetzt ein Abheben wäre glaube ich nicht angebracht. Für die volle Akzeptanz. Es gab auch 7 2. Ligaspieler mit einer Kickerdurchschnittsnote von 4.0 und einer desaströsen Platzierung.
    Das 2. Tor war von Lidberg selbstlos super aufgelegt. Den hätte ich auch in Badeschlappen reingemacht. Und nach 60 Minuten raus weil Akku 🔋 leer. Bevor ich bei Hornby Beifall klatsche , muss da schon mehr kommen.

  • Heiner81 sagt:

    Was Kohfeldt noch gar nicht verstehen kann, ist, wir Lilienfans gehören eigentlich kollektiv in Therapie, für das abgelaufene Bundesligajahr und den Start in dieser Saison.
    Die Kritik an Hornby war, wie zuvor die an Karic, überzogen. Aktionen wie ne Schwalbe in einem Testspiel haben da allerdings auch nicht weitergeholfen. Ich hoffe, Spieler und Fans finden jetzt zusammen.

    • De Maddon sagt:

      Absolut nichts dagegen, wenn Hornby jetzt langsam ankommen sollte. Aber wie Kohfeldt sagt: Er muss weiterhin liefern.
      Lasst uns mal träumen: Der Knoten platzt nicht nur bei ihm, sondern auch noch bei Vilhelmsson und Lakenmacher … Vier Stürmer, die sich beliebig in2er-Spitzen kombinieren ließen … Und eine Grundeinstellung, die unabhängig vom jeweiligen Spielstand bis zum Abpfiff an dieser Doppelspitze festhielte. Das wäre doch was … träum, schwelg …

  • Prof.K.K. sagt:

    F. Hornby hat jetzt 2 Mal geknipst und ein Tor vorbereitet. Ein Stürmer wird immer an Toren gemessen und der Freitag war für ihn und seine Mitspieler ein sehr guter Tag. Dennoch war er nach 60 Minuten platt, das gehört leider auch zur Wahrheit dazu. Ja, er war verletzt, aber irgendwann sollte die Luft für 90 Minuten mal reichen. Gerade in so einem Spiel wie am Freitag was ihm in die Karten spielte, wäre er wertvoller und könnte der Mannschaft noch mehr helfen wenn ihm die Puste nicht ausgehen würde.
    Wenn er immer 2 Tore und 1 Assist nach 60 Minuten vorweisen kann, darf er auch raus. 😉 Das wird aber nicht immer möglich sein, daher muss er an seiner Ausdauer hart arbeiten, vielleicht mit Extra-Schichten.

    Einige Fans schreiben nach dem Köln Spiel in ihrer Euphorie gleich wieder was von Platz 3…Einfach mal auf dem Boden bleiben, denn trotz des 5:1 war gerade in der ersten Hälfte noch nicht alles optimal gewesen. In der Heinerstube wurde das sehr schön analysiert, auch über die mangelnde Physis unter T. Lieberknecht die nun sukzessive aufgebaut werden muss. F.Kohfeldt umschreibt die Physis der Mannschaft zwar etwas diplomatischer, dass aber die Mannschaft nicht richtig fit war und die mentale Frische fehlte hat schon ein Laie sehen können, nicht umsonst haben sie so viele Spiele verloren.

    Freuen wir uns aber einfach mal, dass wir nach über einem Jahr einen Sieg am Bölle einfahren konnten.
    Der Weg ist aber noch weit, zu Platz 17 sind es 3 magere Pünktchen, aber die Lilien sind wieder in der richtigen Spur. Diese Tatsache stimmt mich persönlich für die kommenden Wochen wieder etwas optimistischer.

    Schönen Sonntag.

    • Stephan Köhnlein sagt:

      Ergänzend zu Hornby muss man noch sagen, dass er bereits auf Schalke getroffen und in Karlsruhe für Lidberg vorgelegt hat. Die Tendenz scheint also nach oben zu gehen. Dass er nach 60 Minuten platt war, hat Kohfeldt nicht gesagt („am Limit“). Zudem war Hornby zuletzt etwas angeschlagen (hat Kohfeldt auch gesagt, hatte ich aber aus Platzgründen weggelassen). Er hat ihn runtergenommen, bevor er eingebrochen ist. Das ist doch eigentlich sehr positiv. Viele haben ja gerade Lieberknecht vorgeworfen, dass er oft zu spät gewechselt hat. Und wenn man – wie jetzt – in Lakenmacher und Vilhelmsson noch stark von der Bank nachlegen kann und ihnen zudem Spielpraxis geben kann, dann ist auch das positiv.
      Schönen Sonntag ebenso!

  • H. W. sagt:

    Kleine Korrektur bzgl. Anzahl der Tore von O. Vilhelmson. Bis jetzt hat er laut Kicker 1 Tor geschossen und zwar am 2. Spieltag. Ab 3. Spieltag war er nicht mehr im Einsatz. Es wäre natürlich super wenn bald ein 2. Tor seine Statistik verbessert.
    Einen schönen Sonntag!

  • Didi sagt:

    Und auch Hornby hat am freitag nich seine ersten beiden Pflichtspieltore geschossen, sondern Tor Nummer 2 und 3. Er hatte zuvor in Schalke schon den Elfmeter kurz vor der Pause zum eminent wichtigen Anschlußtreffer souverän verwandelt.

    • Stephan Köhnlein sagt:

      Hornby hat seine ersten beiden Pflichtspiel-Tore AM Böllenfalltor geschossen, auf Schalke ist nicht AM Böllenfalltor, es waren übrigens auch nicht die ersten beiden Tore, weil er bereits im Testspiel gegen Elversberg vor einem Jahr doppelt getroffen hatte.

  • Bernd Holzapfel sagt:

    Um’s kurz zu machen:

    Hornby scheint sich aktuell selbst langsam aus seinem Tief -nach seinem ersten desaströsen Jahr bei uns (auch vor allem verletzungsbedingt)- „herauszuziehen“, was mich sehr freut – für ihn sowie auch generell…!!

    Nun muss er es noch hinkriegen seine gute Form zu halten und weitere Buden zu machen – und wenn ihm das gelingt werden alle sehen wie schnell er sich vom Buhmann zum Kultkicker verwandeln wird bzw würde…!! So schnell geht das (leider) im Sport…!

    Ich drücke ihm jedenfalls die Daumen – denn ausser Lidberg könnten wir einen zweiten Torjäger sehr gut gebrauchen (wie damals bei /mit Pfeiffer und Tietz)..

  • Katze vom Bosporus sagt:

    Hornby war letztes Jahr noch gar nicht richtig angekommen und war dann auch gleich verletzt.
    Aber so schlecht wie man ihn letztes Jahr in Aussagen gemacht hat ist er nicht. Ich glaube, dass er wenn er verletzungsfrei bleibt und auch so kämpft und spielt wie am Freitag Abend, wir noch Spaß an ihm haben könnten. Der Freitag Abend ist auf alle Fälle in die Geschichte eingegangen. 😃😃

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