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Das legendäre Bild von Dieter Hoeneß kennt Florian Kohfeldt nur aus Rückblicken. Als der Angreifer von Bayern München im DFB-Pokal-Finale 1982 gegen Nürnberg mit blutdurchtränktem Kopfverband das Tor zum 4:2-Endstand köpfe, war der heutige Lilien-Trainer noch gar nicht auf der Welt.

Gut 42 Jahre später gelang nun einem seiner Spieler ein ähnlich bemerkenswertes Tor: Mit einem Kopfball trotz Kopfturban brachte Isac Lidberg den SV Darmstadt 98 im Spiel gegen Hertha BSC auf die Siegerstraße.

Die Verletzung zog sich Lidberg in der 44. Minute zu, als er einen hohen Ball mit dem Rücken zum Tor vor dem Strafraum ablegen wollte. Von hinten kracht ihm der Berliner Abwehrspieler Deyovaisio Zeefuik gegen den Kopf. Lidberg erlitt eine Platzwunde, wurde getackert, konnte mit Turban jedoch weiterspielen.

In der 65. Minute folgt dann Lidbergs großer Auftritt. Nach einer butterweichen Flanke des eingewechselten Guille Bueno steigt er hoch und drückt den Ball mit dem bandagierten Kopf aus kurzer Distanz über die Linie.

Kohfeldt besorgt: „Da war der Pfosten ziemlich in der Nähe“

Über seine Verletzung habe er in dem Moment nicht nachgedacht. „Ich wollte einfach nur zum Ball und treffen“, sagte der Schwede danach. Sein Coach Kohfeldt hatte sich in der Szene mehr Gedanken gemacht. „Da war der Pfosten ziemlich in der Nähe“, sagte er. „Dass er da hingeht, finde ich gut. Das zeichnet einen Stürmer aus.“

SV Darmstadt 98 - Hertha BSC

„Da war der Pfosten ziemlich in der Nähe“ – Isac Lidberg bei seinem Kopfballtor

Lidberg kam im Spätsommer vom niederländischen Erstligisten FC Utrecht ans Böllenfalltor und hat sich als absoluter Glücksgriff erwiesen. Mit neun Toren in der Liga und seinem entscheidenden Treffer im Pokal gegen Dresden ist er ein absoluter Toptorjäger. Das war keinesfalls zu erwarten, schließlich hatte er in den Spielzeiten zuvor nie mehr als sieben Treffer in einer Saison erzielt.

Eine wirkliche Erklärung hat er für sein Leistungshoch nicht. Er spiele eben in einer guten Mannschaft, die Angriffsfußball praktiziere. Das komme natürlich auch ihm entgegen. Zudem arbeite er stets an sich, versuche jeden Tag besser zu werden und sei deswegen auch ein besserer Fußballer als noch vor ein paar Jahren, sagt Schwede.

„Isac ist ein Fighter“

Was Lidberg neben seinem Torinstinkt besonders auszeichnet, sind sein Wille und sein Kampfgeist. Wie der Rest der Mannschaft kam er nicht gut in die Partie. „Ich habe mich am Anfang etwas schwer gefühlt, keine Ahnung warum“, sagte er. „Aber je länger die Partie gedauert hat, desto besser habe ich mich gefühlt.“ Da konnte ihn auch die Verletzung nicht zurückwerfen.

„Isac ist ein Fighter, haut sich in jeden Zweikampf im Training. Und das merkt man dann auch im Spiel“, lobte Mannschaftskapitän Clemens Riedel nach dem Spiel (das komplette Gespräch mir Riedel lest ihr hier).

Als Sulu mit Maske und Turban in die Geschichte einging

Mit seinem Turban-Auftritt hat Lidberg auch in den Reihen der Lilien einen prominenten Vorgänger. Aytac Sulu, früherer Kapitän und Sinnbild für den Kampfgeist des SV Darmstadt 98 und für die Härte gegen sich selbst.

Sulu hatte sich in der Zweitliga-Saison 2014/15 eine schwere Gesichtsverletzung zugezogen. Wenige Wochen später gab er sein Comeback mit einer schwarzen Karbon-Gesichtsmaske gegen Erzgebirge Aue. Dabei erlitt er eine Platzwunde und spielte die Partie zusätzlich mit einem blauen Turban zu Ende. Die Lilien gewannen 2:0 und stiegen am Saisonende in die Bundesliga auf.

Auch wenn der SV Darmstadt 98 mittlerweile wettbewerbsübergreifend seit sechs Spielen unbesiegt ist, will sich Lidberg nicht auf irgendwelche Aufstiegs-Träumereien einlassen. „Wir hatten einen schlechten Start. Jetzt machen wir es besser. Und so müssen wir weitermachen“, sagt er trocken und fügt an: „Es ist vielleicht eine langweilige Antwort: Aber wir schauen von Spiel zu Spiel.“

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Bildquellen

  • SVD-bsc-2024-25-blog-0034a: Arthur Schönbein
  • SVD-bsc-2024-25-blog-0038: Arthur Schönbein

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