Als Fraser Hornby Anfang November im Spiel gegen Greuther Fürth mit einer Verletzung am Knöchel vom Platz musste, kamen schlimme Befürchtungen auf. Schließlich hatte eine Knöchelverletzung den englisch-schottischen Angreifer den größten Teil der vergangenen Saison mattgesetzt. Zunächst wirkte auch Hornby völlig am Boden. Doch gut einen Monat später sagt er: „Dieser Vorfall in Fürth war wahrscheinlich das Beste, was mir passieren konnte.“
Die Begründung des 25-Jährigen ist einleuchtend: „Es war das erste Mal, dass derselbe Knöchel, an dem ich letztes Jahr operiert wurde, wieder etwas abgekommen hat. Und dass dann am Ende alles in Ordnung war, gibt mir die Zuversicht, dass kleine Dinge passieren können und es nicht wieder so sein wird wie beim letzten Mal.“ Bereits zwei Wochen später stand der wieder auf dem Platz. „Das war ein wirklich großer Schub für mich und mein Selbstvertrauen.“
Verständnis für den Unmut der Fans
Selbstvertrauen ist ein großes Thema für den Angreifer. Die lange Pause während der Verletzung sei „wahrscheinlich die schwierigste Zeit“ gewesen, die er als Fußballer erlebt habe. Er habe wirklich hart gearbeitet, um wieder fit zu werden. Aber zu Beginn der Saison habe er auch gewusst, dass es einige Zeit dauern werde, bis er wieder auf seinem alten Leistungstand sei. Bei Teilen des Darmstädter Publikums war die Geduld mit Hornby jedoch nicht besonders groß.
Den nicht zu überhörenden Unmut habe er wahrgenommen – und er habe Verständnis dafür. „Ich war doch genauso frustriert wie die. Ich wusste, wozu ich fähig bin, aber in diesem Moment hatte ich einfach nicht die volle Fitness und das Spielgefühl.“ Die Fans zahlten Geld, um die Mannschaft zu sehen, sie hätten jedes Recht auf eine eigene Meinung. „Und als Fußballer müssen wir in der Lage sein, damit umzugehen und das Selbstvertrauen zu haben zu wissen, was wir können. Und ich habe das Gefühl, dass ich das jetzt zeige.“
Viel Dank für Kohfeldts Vertrauen
Zurück in die Spur geholfen habe ihm auch das Vertrauen des neuen Trainers Florian Kohfeldt, der ihm die nötige Zeit gegeben habe. Auch zu dessen Vorgänger Torsten Lieberknecht habe er ein gutes Verhältnis gehabt. „Die vergangene Saison war sehr schwierig. Es ist ein Jammer, dass ich dem Team nicht helfen konnte“, sagt er. Am Ende habe der Trainerwechsel der Mannschaft aber gut getan: „Ich denke, es war gut für uns, ein paar neue und frische Ideen zu bekommen.“
Kohfeldts Vertrauen zahle er jetzt mit Leistung und Toren zurück. Vier Treffer hat er bereits erzielt, dazu zwei weitere aufgelegt – und es sollen natürlich noch mehr werden. Zusammen mit Isac Lidberg bildet Hornby eines der Top-Sturm-Duos der Liga. „Ich denke, dass wir uns sehr gut ergänzen“, sagt er. „Er hat diesen schwedischen Kämpfer in sich. Das mag ich sehr. Ich denke, dass es im Moment für jede Verteidigung in der Liga nicht einfach ist, gegen uns zu spielen.“
Familienfreundliches Weihnachten in Deutschland
Beim Torjubel zeigte Hornby zuletzt eine Golfbewegung – eine Anspielung auf sein großes Hobby. „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht so genau, woher das kommt. In diesem Moment habe ich es einfach getan. Aber ich weiß nicht, ob das jetzt jedes Mal passiert, wenn ich ein Tor mache.“ Sein Golf-Buddy wird ihm noch eine Weile fehlen. „Ich habe viel mit Paul Will gespielt“, sagt er. „Daraus hat sich eine gute Freundschaft entwickelt.“ Doch Will muss wegen eines Kreuzbandrisses aussetzen. „Aber ich bin sicher, dass wir wieder Golf spielen werden, wenn er wieder fit ist .“
Noch zwei Spiele sind es in diesem Jahr, dann ist Weihnachten, das er mit der Familie verbringen wird. „Mein Vater ist 100 % schottisch, meine Mutter ist 100 % englisch. Also bin ich zu 50 Prozent Engländer und zu 50 Prozent Schotte“, sagt er und fügt an: „Aber an Weihnachten spielt das keine Rolle.“ Was er in diesem Zusammenhang an Deutschland besonders schätzt, ist die Winterpause, wie er sagt. In Großbritannien wird nämlich am 26. Dezember, dem sogenannten Boxing Day, immer gespielt. Nun hat er mehr Zeit für die Familie, die er ohnehin selten sieht.
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Bildquellen
- DSC_8998: Foto: Roland Holschneider
- hsv-SVD-2024-25-blog-0055: Arthur Schönbein
Auch nach dieser kurzen Zwangspause wird Fraser Hornby sich das Vertrauen erneut erobern müssen. Den Auftritt gegen den HSV empfand ich gegenüber den letzten Spielen, die er gemacht hat, wieder als Rückschritt. Da war wieder mehr vom Nebenher-Getrabe zu sehen. OK, klar, er „muss erst wieder reinkommen“, aber das wird jetzt von ihm schneller erwartet. Er MUSS wieder reinkommen.
Gegen die roten Teufel mit Abgang MUSS er wieder richtig fit sein. Wird das Spiel der Vorrunde schlechthin am Bölle.