Bodo Mattern ist eine Lilien-Legende. Vor allem an die ersten beiden Gegner des SV Darmstadt 98 nach der Winterpause hat „Bodo Ballermann“ sehr gute Erinnerungen, wie er in der zweiten Folge unserer Serie „Ex-Lilien im Gespräch“ erzählt.
Zweimal stand der gebürtige Pfälzer, der am 3. Februar seinen 67. Geburtstag feiert, am Böllenfalltor unter Vertrag. 1981 kam er von Wormatia Worms und wechselte 1983 zu Eintracht Frankfurt. 1987 zog es ihn von Blau-Weiß 90 Berlin ein zweites Mal nach Darmstadt, wo er heute noch lebt und Kult-Status hat. Aus gutem Grunde: Nicht weniger als 13 Tore in nur 24 Spielen erzielte er in der Saison 1981/82 – was einer Quote von 0,54 entspricht. Es war das zweite Darmstädter Bundesliga-Jahr nach 1978/79.
Noch heute ist „Bodo Ballermann“ damit drittbester Bundesliga-Torschütze der Lilien hinter Peter Cestonaro (56/21/0,38) und Sandro Wagner (32/14/0,44). In der 2. Liga traf Mattern in 62 Spielen 23 Mal in des Gegners Tor. Nach seiner Profikarriere war er 25 Jahre für den Technologie-Konzern Dell tätig und saß dort auch im Betriebsrat. Viele Jahre war er zudem in verschiedenen Positionen bei Rot-Weiß Darmstadt eingebunden. Das Lilien-Trikot zieht er heute noch oft für die Traditionsmannschaft an.
Gude Bodo. Schön, eine echte Lilien-Legende im Lilienblog zu Gast zu haben. Vervollständige doch bitte folgende Sätze:
Wenn ich an die beiden ersten Lilien-Gegner 2025, Düsseldorf und Paderborn denke, erinnere ich mich an …
… mein Vier-Tore-Spiel beim Heimspiel gegen TuS Schloß Neuhaus, den Paderborner Vorgängerverein. Das war in der 2. Liga im April 1983 – in meinem zweiten Jahr bei den Lilien. In dieser besonderen Saison, 1982/83, nach unserem Abstieg aus der Bundesliga, habe ich insgesamt 23 Tore erzielt. Vier davon gegen Paderborn – das war einmalig für mich. Dreierpacks hatte ich vorher schon öfter, aber vier Tore in einem Spiel, das war etwas ganz Besonderes.
Und gegen Düsseldorf?
Da muss ich nachdenken (lacht). Aber stimmt, da habe ich auch zweimal getroffen. Das müsste in der Bundesliga ein Jahr zuvor gewesen sein, als wir zweimal 2:2 gegen die Fortuna spielten. Beim Rückspiel in Darmstadt hab ich dann zweimal eingenetzt.
Mein Spitzname „Bodo Ballermann“ …
… begleitet mich bis heute. Vor allem die älteren Fans sprechen mich oft darauf an. Die Jüngeren kennen mich natürlich nicht mehr so gut, was auch verständlich ist. Aber wenn ich durch die Stadt gehe und jemand „Hallo, Bodo Ballermann!“ ruft, ist das immer ein gutes Gefühl. Es erinnert mich an meine aktive Zeit, in der ich viele Tore geschossen habe. Es ist irgendwie eine Ehre, dass dieser Spitzname hängen geblieben ist.
Das Geilste an den Lilien war und ist …
… dass sie aus wenig viel gemacht haben. Der Verein stand immer für Zusammenhalt, Kampfgeist und dafür, das Beste aus den vorhandenen Mitteln herauszuholen. Das hat den SV Darmstadt 98 besonders gemacht. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich die letzte Bundesliga-Saison enttäuschend fand. Es wurde meiner Meinung nach zu wenig investiert, um die Mannschaft konkurrenzfähig zu machen. Wir sind quasi mit einer 2. Liga-Mannschaft in die Bundesliga gegangen und wurden gnadenlos durchgereicht. Das war schwer mit anzusehen, auch weil ich bei Auswärtsspielen wie in München live dabei war. Da hätte man meiner Meinung nach viel mehr rausholen können.
Meine schönste Zeit als Profifußballer hatte ich bei …
… Darmstadt 98 und Blau-Weiß 90 Berlin. Mit Darmstadt war es als 21-Jähriger in der Bundesliga ein Traum. Es war eine tolle und erfolgreiche Zeit für mich als junger Spieler. Und bei Blau-Weiß 90 habe ich später den Aufstieg in die Bundesliga erlebt. Beide Vereine bedeuten mir viel, auch weil ich bis heute in Darmstadt lebe und meine Kinder ebenfalls hier leben. Gegen Darmstadt zu spielen, als ich bei Blau-Weiß war, war immer besonders – es hat einfach Spaß gemacht.
Den Lilien bin ich heute noch verbunden …
… natürlich als Teil der Traditionsmannschaft, für die ich immer gerne spiele. Vor allem das Spiel vergangenes Jahr beim FC Barcelona war ein überragendes Erlebnis. Und ich bin regelmäßig im Stadion, habe eine Dauerkarte für meine Lebensgefährtin und mich. Wir sitzen auf der Gegentribüne und haben dort viele nette Leute kennengelernt. Allerdings war ich auch etwa zehn Jahre nicht im Stadion. Ich hatte das Gefühl, dass sich der Verein und die Fans stark verändert haben. Die alte Atmosphäre, die ich noch aus meiner aktiven Zeit kenne, war für mich nicht mehr da. Trotzdem ist es schön zu sehen, wie sich der Verein weiterentwickelt hat, auch wenn manchmal mehr für die Tradition getan werden könnte.
Am Ende der aktuellen Saison landen die Lilien auf Platz …
… auf Platz fünf. Warum? Weil ich denke, dass die Mannschaft Potenzial hat. Es fehlen vielleicht noch ein, zwei Spieler, aber die letzten Spiele haben gezeigt, dass das Team stabiler wird und endlich die Tore macht, die zu Saisonbeginn oft liegen gelassen wurden. Der Aufstieg wird jedoch schwer. Einige Teams an der Spitze sind einfach besser aufgestellt. Aber wenn die Lilien in Düsseldorf punkten und Paderborn zu Hause schlagen, ist alles möglich.
Bodo, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute auf deinem weiteren Weg!
Das Gespräch führte Christoph Sicars.
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Bildquellen
- IMG_3369: Christoph Sicars