Die Suche nach einem Gesprächspartner zum Auswärtsspiel des SV Darmstadt 98 beim SSV Ulm 1846 fiel diesmal leicht: Sandro Sirigu ist gebürtiger Ulmer, Ex-Spatzen-Profi und Darmstädter Aufstiegsheld in Personalunion.
Insgesamt zwölf Jahre einschließlich seiner Zeit in der Jugend trug der heute 36-jährige Sirigu das Trikot der Spatzen. Von 2013 bis 2019 streifte er sich das Lilien-Trikot über und schaffte den sensationellen Durchmarsch von der 3. Liga bis in die Bundesliga. 135 Pflichtspiele absolvierte Sirigu in seiner Zeit am Böllenfalltor.
Sehr beliebt bei den Lilien-Fans
Bei den Lilien-Fans erfreute sich der Deutsch-Italiener großer Beliebtheit. Nach den weiteren Stationen Chemnitzer FC und SG Sonnenhof Großaspach beendete er im Jahr 2021 seine aktive Karriere. Sirigu kehrte im Juli 2021 für rund eineinhalb Jahre ans Böllenfalltor zurück und arbeitete im Bereich Events. Zudem verantwortete er die Bölle-Bande und war Co-Trainer der U19.
Gude Sandro. Schön, mal wieder mit dir zu sprechen. Wo erreichen wir dich denn gerade? Und was treibst du aktuell?
Du erreichst mich gerade im Auto, auf dem Heimweg. Ich war eben noch auf dem Sportplatz bei der DJK/SSG in Darmstadt, da habe ich ein Fördertraining gegeben. Das ist im Moment auch mein Hauptding: Ich arbeite für zwei Vereine – den SV Fürth im Odenwald, wo ich auch mit meiner Frau, unseren zwei Kindern und unserem Hund wohne, und eben die DJK/SSG Darmstadt. Ich biete dort Fördertraining für Spielerinnen und Spieler an, die im Verein nochmal zusätzlich was machen wollen. Immer abgestimmt mit den Trainern vor Ort, aber eben mit dem Ziel, individuell zu fördern und das rauszukitzeln, was im normalen Mannschaftstraining manchmal zu kurz kommt.
Lass uns mal über die beiden Vereine sprechen, bei denen du die längste Zeit deiner Fußballerlaufbahn verbracht hast: Ulm und die Lilien. Vervollständige doch bitte folgende Sätze:
Wenn ich an meine Zeit bei den Lilien denke, denke ich vor allem an…
… an meine größten sportlichen Erfolge natürlich. An meine erfolgreichste Zeit als Fußballer, an zwei tolle Aufstiege, grandiose Fans, tolle Feiern, Pfungstädter Bier und natürlich auch an das ehrwürdige Böllenfalltor mit der geilen Gegengeraden. Es war einfach eine geile Zeit. Die Lilien sind zu meinem Herzensverein geworden.
In Ulm zum Profi unter Sorg
Wenn ich an meine Zeit in Ulm denke, denke ich als Erstes vor allem an…
… natürlich an meine Familie, an den Beginn vom Fußball und dort unter Marcus Sorg den Sprung zum Profi geschafft zu haben. Es war so da, wo ich dann wirklich irgendwann gemerkt habe, okay, ich kann wirklich mit Fußball, mit meinem Hobby meinen Lebensunterhalt bezahlen. Und ich habe in Ulm unfassbar tolle Jahre gehabt. Ich habe da meine Kindheit verbracht, bin dort aufgewachsen und habe viele Freunde kennengelernt, die ich immer noch habe. Aber vor allem ist es natürlich auch der SSV, der mich da geprägt hat in meinem ganzen Wesen. Und am Ende des Tages ist es der Verein gewesen, der mir die Chance dazu gegeben hat, Profi zu werden.
Am Freitagabend drücke ich … die Daumen, weil…
… Ulm. Weil sie die Punkte wahrscheinlich im Abstiegskampf mehr brauchen könnten als Darmstadt aktuell.
Das Geilste an den Lilien war/ist…
… dieser Spirit. Gerade dieser Zusammenhalt und auch diese Nähe. Die Nähe, die ich damals zu den Fans hatte – das fand ich immer so beeindruckend. Wenn ich jetzt zum Beispiel an das Spiel in Dortmund denke, als wir 0:6 verloren haben und die Fans uns danach trotzdem zugejubelt und uns gefeiert haben – das war schon sehr geil. Das sind so Momente, bei denen ich jetzt noch Gänsehaut bekomme.
Meine schönste Zeit als Profifußballer hatte ich bei…
… definitiv in Darmstadt. Nicht umsonst habe ich mir die Lilie tätowieren lassen – ich bin Heiner durch und durch. Ich habe mir noch nie eine Dauerkarte gekauft, aber seit dieser Saison bin ich Dauerkartenbesitzer – weil ich Fan bin von dieser Mannschaft und diesem Verein.
Am Saisonende landen die Lilien auf dem … Platz und Ulm auf dem … Platz.
… Ulm landet auf dem Relegationsplatz und gewinnt die Relegation. Darmstadt wird Siebter, weil ich an einem Siebten Geburtstag habe (am 7.10.1988, Anmerkung der Redaktion) .
Sandro, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und bis bald mal wieder am Bölle!
Ich danke dir, bis bald und Grüße an alle Lilien-Fans – ihr seid die Besten!
Das Gespräch führte Christoph Sicars.
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Bildquellen
- Sandro Sirigu: Arthur Schönbein
Klasse Spieler, klasse Typ.
Bei ihm muss ich sofort an das Tor gegen Münster, seinen Solo-Lauf, und natürlich die Bogenlampe gegen die Eintracht denken.
Finde ich klasse, dass er mit Verein und Region so verbunden ist und seine Heimat hier gefunden hat.