Es war zunächst eine fixe Idee, ein unkonventioneller Vorschlag im Forum des Lilienblogs: Nick Golüke, gebürtiger Darmstädter, flammender Lilien-Fan, Sportjournalist, Produzent, Regisseur und festes Mitglied im Team der Heinerstube könnte doch ein Kandidat für das Präsidium des SV Darmstadt 98 sein. In der aktuellen Ausgabe der Heinerstube hat sich Golüke nun selbst dazu geäußert.
„Das war nicht nur im Lilienblog, sondern da ist in den letzten Tagen etwas losgetreten und aus verschiedenen Richtungen an mich herangetragen worden“, sagt der 51-Jährige zu dem Vorschlag. Diese Wertschätzung berühre ihn, gerade als langjährigen Lilien-Fan. „Und allein die Vorstellung, Präsident des SV 98 zu sein oder irgendwas anderes, das ist natürlich ein Kindheitstraum.“
Allerhöchster Respekt für die bisherige Führungsmannschaft
Zugleich bekundet er „allerhöchsten Respekt“ für die Arbeit der bisherigen Führungsmannschaft, die über Jahre viel Arbeit, Herzblut und Verantwortung gezeigt habe. Ihm sei es wichtig, dass der künftige Präsident das Erbe des scheidenden Rüdiger Fritsch weitertrage, den Verein mit jeder Faser liebe, mit klarem Kopf führe und ein offenes Ohr für alle im Verein habe.
„Ich möchte aber auch einen Präsidenten haben, der das ‚Aus Tradition anders‘ mit Leben füllt und bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen“, sagt er. Dabei gehe es um Investitionen in die Infrastruktur, besonders in die Nachwuchsarbeit.
Eine transparente Vision des künftigen Präsidenten
„Da wünsche ich mir auch eine transparente Vision des künftigen Präsidenten, dass er mal die Hosen runterlässt. Wohin geht es denn? Auch wirtschaftlich. Ich brauche da vom künftigen Präsidenten, wer auch immer das ist, klare Antworten, wohin der Verein steuern möchte und woher das Geld kommt.“ Nicht jeder Investor sei immer ganz schrecklich und es gebe ja auch andere Möglichkeiten, wie das regionale Investorenmodell aus Bremen oder der genossenschaftliche Ansatz bei St. Pauli zeigten.
Golüke war in den vergangenen Jahren als Produzent und Regisseur weltweit unterwegs, hat in seinen Dokumentationen internationale Konflikte begleitet, sich mit Gesellschaftssystemen beschäftigt und ein Gespür für globale Dynamiken entwickelt – Erfahrungen, die ihn weit über das reine Sportverständnis hinaus prägen.
„Ich schließe nichts aus“
Er lebt in München, ist gut vernetzt in ganz Deutschland, wie er sagt. Immer wieder werde er darauf angesprochen, wann er denn mal richtig Verantwortung für seinen Verein übernehme. „Ich schließe nichts aus, in welcher Funktion auch immer, ob das jetzt Präsident ist oder sonst was“, sagt er.
„Ich stehe gerne immer mit Rat und Tat und auch Netzwerk zur Verfügung – aber auch wirklich mit allem Respekt vor Markus Pfitzner und vor der aktuellen Führungsmannschaft.“ Zugleich stellt er klar: „Ich will dann aber auch nicht der kleine Klugscheißer aus München sein, der seinen Senf dazugibt und der eigentlich nicht gewollt ist in Darmstadt.“
https://youtu.be/OV5FPW3CQh8?si=i7vrI_m0NhJAuoMw
Für ein Engagement bei den Lilien – in welcher Form auch immer – brauche er „ein supergut funktionierendes Team“. Er selbst sei er ein totaler Teamplayer, benötige ein harmonisches Umfeld, um seine Stärken am besten ausspielen zu können. Und dazu gehöre dann auch eine physische Präsenz in Darmstadt.
Reinhören in den Verein wie Uli Hoeneß
Als ehemaliger Bayern-Reporter des Bayerischen Rundfunks hat er einen engen Draht zu Uli Hoeneß, mit dem er 2008 maßgeblich das Retterspiel des FC Bayern München am Böllenfalltor einfädelte. Mit Hoeneß habe er auch viele Gespräche über Führung geführt, die Bayern-Legende sei dabei ein Vorbild für ihn: „Er hat jeden Morgen erstmal seine Runde gemacht und mit der Ticketverkäuferin, mit der Empfangsdame, eigentlich mit allen einen kurzen Plausch gehalten und sich das auch gemerkt. Der hat reingehört in den Verein.“
Auf dieser Basis formuliert auch Golüke sein Ideal: „Du musst ein Präsident mit Herz und Leidenschaft sein. Du musst den Leuten zuhören. Du musst diesen Verein wirklich lieben und immer ansprechbar sein und nicht in deinem Elfenbeinturm verschwinden, sondern ein Präsident für alle sein.“